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Friedrich Rückert
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Die Weisheit des Brahmanen
(1836-39)
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Bd. 2
(1837)
Friedrich Rückert
(1788–1866)
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Die Weisheit des Brahmanen
(1837)
Zweites Bändchen
V.
1.
Mannhafte Poeſie iſt was ich hier, o Sohn
2.
Zum Feſttiſch ſoll man Aufgewaͤrmtes nicht auftiſchen
3.
Des Bechers ſchoͤnſter Platz iſt in des Trinkers Hand
4.
Der Menſchheit Groͤßtes moͤcht’ ich euch im Spiegel zeigen
5.
Ein anſpruchvolles Buch will im Zuſammenhang
6.
Ein Bruchſtuͤck, welches auf ſein Ganzes ſich beſinnt
7.
Es iſt ein altes Wort, die Seele ſei ein Licht
8.
Das Gluͤck des Mannes kann nicht Etwas ſeyn, o Sohn
9.
Wenn du nur die Natur, wenn du nur die Geſchichte
10.
Dir ſcheinet heute dis, und jenes ſcheint dir morgen
11.
Von ſo viel Lehrern ſcheint mir jeder Recht zu haben
12.
Gar mancher haͤtte Recht, wenn man ihn recht verſtaͤnde
13.
Oft dient ein Irrthum nur den andern wegzuraͤumen
14.
Ein Doppelbuͤndelein hat jeder Mann empfangen
15.
Haſt du den Wunſch erreicht, daß er nicht mehr entweicht
16.
Gleich einer Herberg’ iſt die Welt, in der am Abend
17.
Was dieſe Welt dir giebt, was dieſe Welt dir nahm
18.
Dem Manne ſteht es an, zu thun ſoviel er kann
19.
Ein Gluͤck, das ploͤtzlich kam, wird ploͤtzlich wieder gehn
20.
Der Zweifel treibt dich an, der Zweifel macht dich ſtocken
21.
Was unterſcheidet Kunſt von Wiſſenſchaft? Das Koͤnnen
22.
Wag’ es wenn du’s vermagſt, von beiden Lebensſfaͤren
23.
Der Mond rollt um die Erd’, und um die Sonne ſie
24.
Der Welt Grunduͤbel“ nennt den leeren Raum ein Weiſer
25.
Die Koͤrperwelt bedarf des Lichtes, um Geſtalten
26.
Was machſt du an der Welt? ſie iſt bereits gemacht
27.
Ich, der Gefangne, der mit ſeinen Ketten ſpielt
28.
Ob eine Wahrheit iſt in dieſer falſchen Welt
29.
Dein Amt, Gebildeter, und deine Aufgab’ iſt
30.
Die Sinne luͤgen nicht, ſchwach aber ſind die Sinne
31.
Am Dinge zweifeln kannſt du, was und ob es ſei
32.
Das Ding iſt außer dir, weil du von dir es trennſt
33.
Dort wo das Wiſſen mit dem Seyn zuſammenfaͤllt
34.
Ich bin der Geiſterſonn’ ein ausgeſandter Stral
35.
Ich ſeh’ auf dieſer Stuf’, auf der ich bin geſtellt
36.
Gott iſt von keinem Raum, von keiner Zeit umzirkt
37.
Wol der Gedanke bringt die ganze Welt hervor
38.
Was iſt die Schoͤnheit, Herz? das Spiegelbild der Liebe
39.
Das Schoͤne ſtammet her vom Schonen, es iſt zart
40.
Was du verſteheſt, reizt dich wenig; was du nicht
41.
Die Abendroͤthe kam, und ſah zum Tod ermattet
42.
Die Erde ſteht nie ſtill auf ihrer Sonnenreiſe
43.
Was hat dich, Geiſt, vermocht aus Gott hervorzuwallen?
44.
Warum oft gluͤcklich ſtatt des Guten ſei der Boͤſe?
45.
Du ſagſt: „die Tugend darbt, indem das Laſter praſſet.“
46.
Der Weiſe ſollte ſeyn ein Koͤnig, und zum Lohne
47.
Zuſammen traten einſt Gewalt und Macht und Staͤrke
48.
Unkoͤniglicher doch iſt keine Eigenſchaft
49.
Die Untern bilden ſich nach ihrer Obern Bilde
50.
Ein Fuͤhrer kraͤftigt ſich am Anblick ſeiner Treuen
51.
Wenn Du die Deinen fuͤhrſt, biſt du ihr Fuͤrſt zu nennen
52.
Die leichtſte Kunſt fuͤr dich iſt, Fuͤrſt, geliebt zu werden
53.
Ein ſchlimmes Treiben iſts, bei dem es nicht kann bleiben
54.
Ein Schlechtes iſt, wenn kommt das Gute, leicht verdrungen
55.
Das Mittelmaͤßige nur iſt des Guten Feind
56.
Ein alter Weiſer ſprach: Den Mann mag’s auch erbauen
57.
Aus vier Grundſtoffen iſt gemiſcht die Koͤrperwelt
58.
Das Waſſer ſtrebt hinab, das Feuer ſtrebt hinauf
59.
Die Erd’ im Schweſterchor kann wohl mit ihrem Loße
60.
Sieh, wie in einem Wort die Zukunft du vereinſt
61.
Ein Reich des Friedens iſt, der Unſchuld einſt geweſen
62.
Das Sehn hat man umſonſt, wenn nicht das Sprichwort luͤgt
63.
In jeder neuen Lag’ iſt freilich etwas ſchlimmer
64.
Sind wir zum Lebensmahl berufen, um zu faſten?
65.
O Seele, glaub es nicht, was jene Denker ſagen
66.
Kind, lerne was du kannſt, und frage nicht, wozu
67.
Wievieles Waſſer fließt in einem Strom zuſammen
68.
Zwei Sonnenſtrale, von der Sonne ausgegangen
69.
Du klageſt, daß die Welt ſo unvollkommen iſt
70.
Den Koͤrper mit dem Stein, das Leben mit der Pflanze
71.
O glaube nicht, daß du nicht ſeieſt mitgezaͤhlt
72.
Daß unerreichbar hoch das Vorbild alles Guten
73.
Daß heilige der Zweck die Mittel, wird beſtritten
74.
Der Geiſt des Menſchen fuͤhlt ſich voͤllig zweierlei
75.
Sechs Woͤrtchen nehmen mich in Anſpruch jeden Tag
76.
Bei ſeinem Vater hat das Kind nicht lernen wollen
77.
Ihr ſagt, den Glanz des Lichts zu hoͤhen dient der Schatten
78.
Begreif, o Sohn, der Menſch iſt eine kleine Welt
79.
Begluͤckt der Weiſe, der ein kluges Weib gefunden
80.
Verſtand iſt vom Verſtehn, Vernunft iſt vom Vernehmen
81.
Unendlich fuͤhleſt du dich in dir ſelbſt, doch endlich
82.
Wenn du das Hoͤhere vom Niedern voͤllig trennſt
83.
Den koͤrperloſen Geiſt mit ſchoͤnem Koͤrperſchein
84.
Das Gold der Menſchheit wird beſtaͤndig umgepraͤgt
85.
Das Boͤſe hat nicht Macht, die Welt zu Grund zu richten
86.
Traͤgt jeder doch genug! ſoll er nun helfen tragen
87.
Warum das große Ich der Menſchheit ſich geſpalten
88.
Wenn du ans Goͤttliche ſtets halten willſt dein Streben
89.
Wenn dich der Unmuth plagt in deiner Einſamkeit
90.
Du ſagſt, nothwendig hat das Beſte Gott gemacht
91.
Der Maler in der Nacht ſehnt ſich dem Tage zu
92.
Mein Goldſchmidt, in Geduld mußt du die Zeit erwarten
93.
Wenn es nicht weiter geht, gelobt ſei Gottes Macht!
94.
Mich freuts am Abend nicht, daß mir manch Lied entſprungen
95.
Am Schoͤnen fehlt es nicht, fuͤrs Schoͤne nicht am Sinn
96.
Sie ſagen dir, nichts ſei wie Eigenlob zu haſſen
97.
Das Uebel iſt beſtrebt ſich ſelbſt zu uͤberwinden
98.
Das zu entwickeln, was Gott in den Keim gelegt
99.
Zum Unbedingten, das nicht hier iſt bei den Dingen
100.
Das iſt nicht Weisheit, die nur ſich fuͤr Weisheit haͤlt
101.
Des armen Menſchen Gluͤck iſt meiſtens ein Vermeiden
102.
Hat doch jede Geburt des Lebens ihre Wehn!
103.
Auch dieſes biet’ ich dir, o Herr, zum Opfer an
104.
Laß uͤber dich ergehn, was du nicht kanſt abhalten
105.
Dich traͤgt Erinnerung zu deiner Kindheit Schwelle
106.
Ich finde dich, wo ich, o Hoͤchſter, hin mich wende
107.
Du biſt der Widerſpruch, den Widerſpruͤche loben
108.
Ein herrliches Gefuͤhl iſt es, in ſich empfinden
109.
Ohn’ einen hoͤchſten Gott und ohn’ ein kuͤnft’ges Leben
110.
Nicht darum ſollſt du dich verbunden halten, Kind
111.
Thu recht und ſchreibe dir nicht als Verdienſt es an
112.
Heil, wenn das Gute du aus freiem Triebe thuſt
113.
Mein wandelbares Ich, das iſt und wird und war
114.
Du fragſt, was iſt die Zeit? und was die Ewigkeit?
115.
Wo ſchließet ſich der Raum, und ſtehet ſtill die Zeit?
116.
Was ich geworden bin, bin ich durch dich geworden
117.
Gott, der Luftwaſſererdundfeuergeiſter ſchuf
118.
Zunft und Vernunft, mein Sohn, ſind leider zweierlei
119.
Abhaͤngig von der Welt mußt du dich nicht betrachten
120.
Vom Thurme wird erzaͤhlt, den einſt die Menſchen bauten
121.
Wie wenig wiſſen doch die Menſchen ſich zu ſagen
122.
Du biſt nur halb, o Menſch, wie dich hervorgebracht
123.
Oft hab’ ich umgeſtimmt die Saiten meines Pſalters
124.
Wer Anmuth, Freundlichkeit, Gefaͤlligkeit und Milde
125.
Wer gar nicht ſcherzen kann, der iſt ein armer Mann
126.
Die Eitelkeit der Welt erkennen, iſt nicht ſchwer
127.
Iſt da die Welt fuͤr mich? bin ich da fuͤr die Welt?
128.
Die Jugend war mir truͤb umwoͤlkt durch meine Schuld
129.
Der Himmel iſt ſo voll von Sternen nah und fern
130.
Den einen ſiehſt du nie, doch ſteht er dir zur Seiten
131.
Die Seele vom Genuß, o Freund, iſt deſſen Kuͤrze
132.
Kein Kranker laͤßt vom Arzt das Leben ſich abſprechen
133.
Von Freunden ſagt man dir, die mit dem Gluͤcke kaͤmen
134.
Die Welt verſprach dir nichts, mach’ ihrs nicht zum Verbrechen
135.
Das Gute mußt du hin, wo’s angewandt iſt, wenden
136.
Was, Dichter, ſuchſt du? Ruhm? „Wen reizt die Seifenblaſe?“
137.
Du ruheſt weichgepfuͤhlt am Ufer ſtrombeſpuͤlt
138.
Erwirb ein Gut, daß du es einem Erben laſſeſt
139.
Du klageſt: Was ich dort dem Mann hab’ angetragen
140.
Wie wirſt du beide los, die dich zudringlich plagen?
141.
Wer iſt begluͤckt? wers waͤhnt. Wer unbegluͤckt? wers glaubt
142.
Wenn gelten zwiſchen zwein die Freundſchaft ſoll und taugen
143.
Waͤr’ es mit einem dir mislungen oder zweien
144.
Wer vom gebahnten Weg im Unverſtand abirrt
145.
Lern’ ohne Klagen, Herz, ein brennend Weh ertragen
146.
Mein Sohn, wenn du gelangſt zum Umgang ſchoͤner Frauen
147.
Mein Sohn, geſteh ichs dir, daß ich vergeſſen habe
148.
Wie durch Gewoͤhnung lernt das Aug’ im Dunkeln ſehn
149.
Wer gerne thaͤtig iſt, hat immer was zu thun
150.
Zu ſeinen Soͤhnen ſprach ein Koͤnig: Seid befliſſen
151.
Wie trefflich iſt geſagt das Wort des alten Weiſen
152.
Du bleibſt in deiner Klauſ’ und gehſt nicht aus dem Haus
153.
Sei du die Traube nicht, o Herz, die unterm Laube
154.
Wenn du die Nacht durchſchlaͤfſt, bedarfſt du keines Lichts
155.
Warum ich euch ſoviel Sinnbildliches berichte?
156.
Dem muͤden Wandersmann iſt doch die Nacht willkommen
157.
An Schoͤnes, Wahres hat uns oft ein Traum gemahnt
158.
Der du erſchufſt die Welt, ohn’ ihrer zu beduͤrfen
159.
Zur Unvergaͤnglichkeit fuͤhlt ſich der Menſch berufen
160.
Dir zeigt dis Sinnbild an den falſchen Troſt der Welt
161.
Je ſtand in einem Buch dis Gleichnis, lieber Sohn
162.
Ein Schiff vor Anker, doch die Segel aufgeſpannt
163.
Das Schoͤpfrad ſchoͤpft ſich matt, und Athem ſchoͤpft es kaum
164.
Das Meſſer, wenn es auch iſt oben noch ſo ſcharf
165.
Mein Sohn, der innre Werth macht nicht die Dinge gelten
166.
Bleib in der Mittelhoͤh mit deinen Wuͤnſchen ſtehn
167.
Geh, ſuche Menſchen auf, um dich als Menſch zu fuͤhlen
168.
Ein Sprichwort ſagt, darauf magſt du dein Gluͤcke bauen
169.
Die gute Abſicht macht das Boͤſe niemals gut
170.
Die Lieb’ iſt vielerlei: es liebt das Allgemeine
171.
Geh mit dem Knecht nicht um, waͤhl’ ihn zum Freunde nicht
172.
Wenn Seuche herrſcht und ſelbſt die Luft iſt Krankheitszunder
173.
Wenn in Geſchichten wir von Noth und Jammer leſen
174.
Der Menſch, dem Engel halb und halb dem Thier zu eigen
175.
Hier auf der Tafel, Sohn, liegt manche Pomeranze
176.
Von allen Tugenden iſt Scham genannt mit Recht
177.
Verlier, o Juͤngling, nur Geduld und Hoffnung nicht
178.
Was iſt der Weg, mein Sohn, an dem du noch nicht biſt
179.
Wol iſt das Gegentheil von der Gelegenheit
180.
Das Bild der Ewigkeit, die Schlange die im Reif
181.
Das Leben magſt du wohl vergleichen einem Feſte
182.
Der preiſe ſein Geſchick, wer irgend hat zu klagen
183.
Ein altes Sprichwort ſagt: Es haͤngt ſich an den Frevel
184.
Wenn Weisheit thoͤricht wird, ſucht ſie den Stein der Weiſen
185.
Daß in der Mitte ſei die Wahrheit, iſt wol wahr
186.
Der Welt ſoll man vertraun, auf ſie nicht ſich verlaſſen
187.
Der Salamander ſprach zu einem Schmetterlinge
188.
Rechne nicht auf die Welt und ihren Freudenzoll
189.
Du ſteuerſt, Steuermann, dein Schiff nach einem Sterne
190.
Im Sonnenſchein des Gluͤcks iſt Schwachen Stolz erlaubt
191.
Was ſchlichtet, Herz, den Streit, der dich mit dir entzweit?
192.
Das Ungluͤck in der Welt ſuch’, als du kanſt, zu lindern
193.
Der Armen Anblick iſt ein ſtummer Vorwurf dir
194.
Ein alter Weiſer lehrt, daß Tugend vielerlei
195.
Was einmal iſt geſchehn, das laß auf ſich beruhn
196.
Man ſagt, die Traͤgheit ward vom Unverſtand gefreit
197.
Vertrau auf Gottes Schutz! Wer koͤnnte ſonſt dich ſchuͤtzen?
198.
Mein Kind, du biſt ſchon lang der Mutter aus der Wiegen
199.
Laß kommen, was da mag, ohn’ es zuvor zu klagen!
200.
Durch Schaden wird man klug. Du gehſt auf Heiles Pfaden
201.
Ein Bild von Großmuth iſt der Loͤw’ und Tapferkeit
202.
Ein Sinnbild des Vereins der Schale mit dem Kerne
203.
Dein wahrer Freund iſt nicht, wer dir den Spiegel haͤlt
204.
Wie ſelten ahnt ein Freund, was dein Gemuͤth bekriegt
205.
Es iſt ein alter Spruch: Reiß ein dein altes Haus
206.
Wer viele Diener hat, hat viele zu bedienen
207.
Wozu ein großes Haus? es nuͤtzt nicht voll noch leer
208.
Das Sprichwort ſagt: Wenn ſich der Fuchs in ſeinem Bau
209.
Wenn einer hat genug, ſoll er nach mehr nicht ſtreben
210.
Ein ſchlimmer Tiſchfreund iſt Begierde, die nicht ſatt
211.
Oft war ich ſo gebeugt, wenn alles mir gegluͤckt
212.
Der Kranke, wenn er klagt um bittern Schmack im Munde
213.
Die Weiſen lehren dich, ſo ſchwierig als Entſagung
214.
Der Meiſter hat geſagt: Es ſtaͤnden unſre Sachen
215.
Der Menſch dem Leibe nach wohnt in verſchiednen Zonen
216.
Gezogen iſt ein Kreis, lang eh du tritſt darein
217.
Verſtand iſt zweierlei: der ein’ iſt angeboren
218.
Zwei Gleiche koͤnnen nicht im gleichen Felde gelten
219.
Dich ehr’ ich, wenn du nie verwechſelt Zweck und Mittel
220.
Seh’ ich in ſeiner Huͤlfsbeduͤrftigkeit ein Kind
221.
Wenn Gutes dir gelang, warum willſt du dich ſcheun
222.
Das Unkraut, ausgerauft, waͤchſt eben immer wieder
223.
Ein Weiſer, einſt gefragt, wozu ſei nutz das Leben
224.
Du, der du einſt geklagt, dich fuͤhlend unbefriedigt
225.
In Unentſchiedenheit und Zweifelmuth beklommner!
226.
Die helle Gotteswelt, wie ſteht ſie voll Gebilde
227.
Du meine Mutter nicht, doch, Erde, meine Amme
228.
Was iſt des Geiſtes Leib? Der Koͤrper iſt es nicht
229.
In Andacht ſtehn wir feſt, o Erd’, auf dir, und preiſen
230.
Der Punkt iſt eins fuͤr ſich, zwei Punkte ſind der Strich
231.
Der Zahlen Grenz’ iſt zehn, die Grenze fuͤr die Todten
232.
Die Dinge, ſpielen ſie mit dir, ſpielſt du mit ihnen?
233.
Daß in denſelben Fluß du kannſt nicht zweimal ſteigen
234.
Ein Lehrer lehrt dich, daß es keine Wahrheit gebe
235.
Daß gar kein Wiſſbares, daß nichts unwiſſbar ſei
236.
Wie unvollkommene Vorſtellungen von Sfaͤren
237.
Das Gute kommt von dir, das Boͤſe von der Welt
238.
Die Fehler, die zu tief dir waren angepraͤgt
239.
Die Weltbetrachtungsart und Ueberzeugungsweiſe
240.
Noch jede Zeit hat umgeformt nach ihrem Brauch
241.
Gar manche glauben, ſprach ein Weiſer wohlbefliſſen
242.
Vom Glauben gehſt du aus, und kehrſt zuruͤck zum Glauben
243.
Die Zukunft habet ihr, ihr habt das Vaterland
244.
Mein Kind, o koͤnnt’ ich dich, da du nun auf die Schwellen
245.
Zum Himmel blick’ empor, er iſt voll heller Kerzen
246.
Kind, lerne zweierlei, ſo wirſt du nicht verderben
247.
Noch ſorgen andere, mein Kind, fuͤr dich und wachen
248.
Der groͤßre Bruder ſoll die kleinern uͤberwachen
249.
So mancher klagt, und ſagt, daß ihn die Welt verkennt
250.
Wer ſeine Schwaͤchen kennt, wird fremde nicht beſchreien
251.
Das Tonſpiel kennen muß, wer’s brauchen will zum Spiele
252.
Kein Vorbereiten hilft, das Rechte recht zu thun
253.
Iſt in dir etwas noch, das du dich ſchaͤmſt zu zeigen
254.
Den innern Widerſpruch im Menſchen zu erklaͤren
255.
Wer ſelber ſich beherrſcht, beherrſchet auch die Welt
256.
Der Menſch kann was er will, wenn er will was er kann
257.
Ein gutes Werkzeug braucht zur Arbeit ein Arbeiter
258.
Sei maͤßig im Genuß, nicht bloß gewuͤrzter Speiſen
259.
In der Literatur unendlichem Gedraͤnge
260.
Ein Buͤcherkatalog fiel heut in meine Hand
261.
Es wird mit Recht geſagt Markt der Literatur
262.
Sie ſagen mir, ich glaubs, allein ich fuͤhl’ es nicht
263.
Und locket wieder dich das Gaukelſpiel der Welt
264.
In meiner Wohnung bin ich wohnlich eingewohnt
265.
Gefragt ein Weiſer: denkſt du nie ans Vaterland?
266.
Du biſt begluͤckt, wenn dir gegeben iſt, zuſammen
267.
In ſeinem eignen Kreis wer laͤßt ſich gerne ſtoͤren?
268.
Wer nur beſchaͤftigt iſt, daß er ſich ſelber bilde
269.
Nie ſtille ſteht die Zeit, der Augenblick entſchwebt
270.
Mein Sohn, wenn du dich haſt vergangen, buͤß’ es gleich
271.
Vor allen Thieren, die dem Menſchen aͤhnlich ſcheinen
272.
So lange du noch kanſt erroͤthen und erblaſſen
273.
Nicht leicht ein Schoͤnes wird, ein Gutes ſeyn, wovon
274.
Was du erlangen kanſt, das ſtillt nicht dein Verlangen
275.
Gott, alſo hat geſagt ein hoher Glaubenslehrer
276.
Es gibt noch Gluͤckliche, wenn du auch keiner biſt
277.
Je laͤnger du’s gehabt, je laͤnger willſt du’s haben
278.
Beim hoͤchſten Streben iſt nothwendig hoͤchſte Wage
279.
Gekommen in die Nacht der Welt iſt Gottes Licht
280.
Gar manche Schale muß von deinem Ich ſich loͤſen
281.
Warum vertragen ſich verſchiedne Menſchen ſelten?
282.
Die Unzufriedenheit mit deinem Thun, die Reue
283.
Daß in der Einſamkeit dir nicht der Reiz gebraͤche
284.
Steht denn ſo gar nichts feſt in dir, daß du geſchwinde
285.
Von deiner Eitelkeit was kann dich, Dichter, heilen?
286.
Unruhig iſt die Welt, unruhig iſt das Herz
287.
Du mußt die Gruͤbelei’n der Forſchung nicht verachten
288.
Ob die Erklaͤrungen der Sache falſch auch waͤren
289.
Einfacher Haushalt iſt im Staate zu empfehlen
290.
Wenn Gott in dir nur iſt, ſo wird in Hoͤhn und Gruͤnden
291.
Du biſt ſchon, weil ich bin; denn alſo fuͤhl’ ich mich
292.
Ein heller Morgen bringt dir einen guten Tag
293.
Den Forſcher freuts daß er den Vorrath nie verliert
294.
Ein Kind, das laͤuft vorm Jahr, geſchiht ihm ſonſt kein Schade
295.
In Schulen plagte man uns mit der Steigerung
296.
Sprachkunde, lieber Sohn, iſt Grundlag’ allem Wiſſen
297.
Mit jeder Sprache mehr, die du erlernſt, befreiſt
298.
Du freuſt dich, wenn du lernſt, und freuſt dich, wenn du ſpieleſt
299.
Die Wiſſenſchaft verlangt ein heiteres Gemuͤte
300.
Wer ſich in ſich vertieft, kann nicht die Welt regieren
301.
Die Kunſt iſt um den Stamm des Lebens nur die Ranke
302.
Nur eine ſchoͤne Kunſt iſt nuͤtzlich in der That
303.
Wenn mit Gefaͤlligkeit du einen willſt verbinden
304.
Vermeiden ſollen ſich, die nicht zuſammenpaſſen
305.
Ein Buch, geleſenes, bringt dir die Welt ins Haus
306.
Aufmerkſamkeit, mein Sohn, iſt was ich dir empfehle
307.
Das Gaͤhnen, lieber Sohn, es iſt zwar unwillkuͤrlich
308.
Du ſollſt mir auch dein Ohr vor boͤſer Rede ſparen
309.
Muth iſt die beſte Kraft, zu allem Guten noͤthig
310.
Wol dient ein freier Mann in mehr als einem Feld
311.
Wer wird von Sorgen frei? kein Menſch in keiner Lage
312.
Wenn du im Gluͤcke ſchwimmſt, das Ungluͤck nur vernimmſt
313.
Man ſagt wol, ein Erſatz, ein zeit’ger Luͤckenbuͤßer
314.
Die Kunſt veredelt, was ſie mit der Hand beruͤhrt
315.
Man ſagt: Im Großen ſei, gewollt zu haben, gnug
316.
Nicht fuͤr die Menſchheit nur und fuͤr den Geiſt der Welten
317.
Sonſt hat ein hoher Wahn, ein Glaube mich gehoben
317.
Was ſucht der Geiſt? das was als Widerſpruch betiteln
VI.
1.
Weil eben wir die Fahrt zu thun ſind im Begriffe
2.
Wenn einen Henkel zum Anfaſſen hat der Krug
3.
Was iſt bei dieſem Spiel des Lebens zu gewinnen?
4.
Des Freundes denkend, wenn ich Gluͤckliches erſtrebt
5.
Nicht Ruh im Leben hat, wer Schaͤtz’ hat in der Truhe
6.
Wie herzerquickend iſt erfuͤllter Pflicht Gefuͤhl!
7.
Mit Einzelliebe wer beginnet zu verſchwenden
8.
Am Ort, wo du einmal entgiengſt des Tigers Krallen
9.
Ich denk’ an euch, die ihr vom Schooß mir aufgeflogen
10.
Du fragſt, warum ſo fruͤh geſcheite Kinder ſterben
11.
Wer alt geworden, mag ſich an der Jugend Spruͤngen
12.
Wenn du den lauten Streit vom Poͤbel ſtillen willſt
13.
An Winterabenden (mir ward der Schwank erzaͤhlt
14.
Zu ſchreiben leſerlich iſt durchaus zu empfehlen
15.
Wenn dir das Himmelslicht durchs Fenſter iſt zuwider
16.
Zu den Makrobiern ein Abgeſandter kam
17.
Ein Wuͤrfelſpieler, dem ſchlimm jeder Wuͤrfel fiel
18.
Ihr ſprecht: Misguͤnſtiger! du haueſt lieber ab
19.
Wenn wir dich gruͤßen, fuͤhlſt du dich vom Dank beſchwert
20.
Wer ſich im Spiegel, im Betragen, in der Welt
21.
Viel ſchneller als der Schall iſt, wie man weiß, das Licht
22.
Um eine Blum’ im Korn, von Knabenaug’ erblickt
23.
Wenn einen Teller mehr hat auf den Tiſch geſetzt
24.
Wenn dir die Luſt noch nicht vergangen iſt, den Herden
25.
O aͤrgre dich nur nicht, wenn deinen Werth vergißt
26.
Arbeite, wenn dichs treibt; und geht es nicht, ſo ruh
27.
Die Eigenſucht iſt nicht, nicht Theil an Andern nehmen
28.
Mich riß die Lieb’ einmal zum Haß des Haſſes hin
29.
Wer ehrenwerth ſich fuͤhlt, will auch geehrt ſich ſehn
30.
Wenn du dein Leben ſelbſt in That verwandeln kannſt
31.
Der Geiſt iſt als geſund und krank auch zu betrachten
32.
Du ſagſt: Begier iſt boͤſ’, es ſei nun daß ſie ruͤhre
33.
Verrede nicht, zu thun, was du dir vorgenommen
34.
Den Menſchen ſollſt du dich inſoweit anbequemen
35.
Ereigniſſe ſind nicht das Wichtigſte am Leben
36.
Oft mahnt ein jaͤher Stoß den ſorgenloſen Gleiter
37.
Die Schlange fuͤhlte lang ein innerliches Quaͤlen
38.
Schoͤn iſt der Tropfen Thau am Halm, und nicht zu klein
39.
In Koͤnigshallen tritt man unbeſchuhter ein
40.
Wir bringen unſern Preis der Morgenſonne dar
41.
Komm her und laß uns in den heil’gen Fluten baden
42.
Sieh, auf dem Pfuhl wie ſchwimmt das zarte Lotosblatt!
43.
Die Pfeile des Geſchicks fliegen nach allen Seiten
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Wol manger Mann, wie groß geworden iſt ſein Heil
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Ich lehre dich, daß du auf keinen Lehrer baueſt
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Ungluͤcklich kan ein Menſch vor lauter Gluͤck ſich fuͤhlen
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Im Anfang hofft ein Menſch mit gluͤcklichem Erdreiſten
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Beklage dich nur nicht, daß dir ſo viel mislang
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Das Reſtchen Leben iſt wie das Zigarrenendchen
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Man reiſt, damit es uns zuhaus erſt recht gefalle
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Biſt du geſtuͤrzt und hat der Sturz dir nicht geſchadet
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Wie nicht die Baͤume nur, zur Dauer auferzogen
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Wem ein Geliebtes ſtirbt, dem iſt es wie ein Traum
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Du haſt der Freunde viel, und geizeſt nicht um einen
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Das beſte Lebensgut iſt leichter froher Sinn
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Mein Freund im fernen Gau! wie oft noch denk’ ich nach
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O klage nicht, mein Herz, daß dir zu ſpaͤt nun kommen
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Mein Meiſter (in der Bruſt genannt mit Andacht ſei er)
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Dein Donner rollt, und ſpricht, wenn ichs vergeſſen habe
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Wie leicht mag Flur und Land dem Juͤnglingsblick gefallen
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Der uͤber Ungemach du ſo dich darfſt beklagen
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Mein Herz iſt lauter Dank, indem ich ruͤckwerts blicke
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Ich ſchmelz’ in Dankbarkeit und Ruͤhrung, wenn ich denke
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Was du nie muͤde wirſt zu fuͤhlen, wirſt du nie
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Wenn etwas Schoͤnes fuͤr mich ſelbſt und fuͤr die Welt
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In dieſen Zeiten darfſt du Achtung keiner Arten
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Soweit hab’ ichs gebracht mit dieſer Welt Vergnuͤgung
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O ſchwoͤre nicht, weil izt du haſſeſt, ſtets zu haſſen
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Die Dankbarkeit ergeht nicht in des Handelns Schranken
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Wer einmal hier hat in geliebtem Angeſicht
71.
Oft faßt mich, wenn ich ſeh ein zartes Kinderleben
72.
Wie gleicheſt du, o Menſch, und dein Geſchick den Saaten
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Sieh an den Waſſerfall, wo du ihm nahe ſtehſt
74.
Sieh an die Pflanze, die empor aus dunklem Grunde