Wenn du das Hoͤhere vom Niedern voͤllig trennſt,
Nur jenes wahres Seyn, dis nicht’ge Taͤuſchung nennſt,
So wird, emporgeruͤckt, dir jenes fern erblaſſen,
Und dis, herabgedruͤckt, dir ſcheinen gottverlaſſen:
Du wirſt, was dich umgibt, als zu gering verachten,
Als unerreichbar doch das, was dir fehlt, betrachten.
Dann macht die Wirklichkeit, wie du ſie moͤgeſt ſchelten,
Ihr Recht auf dein Gefuͤhl nur um ſo derber gelten;
Und jenes Ideal, wie hoch du’s moͤgeſt preiſen,
Wird als ein Schattenbild unwirkſam ſich erweiſen.
So wird das eine dir durchs andere zunichte,
Und deinem Bilde fehlts am Schatten wie am Lichte.
Drum rath’ ich dir, ſo ganz die zwei nicht zu entzwein;
Erſprießlich iſt dir nur von beiden der Verein.
Du ſiehſt, wie jeder Baum zum Sprießen haben muß
Den Wipfel frei im Raum, im Boden feſt den Fuß.
Was du im Himmel ſchauſt, das bring zur Erd’ heran;
Und was im Grund du bauſt, laß ſtreben himmelan.
Du magſt an einer Frucht wol Kern und Schale trennen,
Doch jeder mußt du Kern und Schale zuerkennen.
Heil dir, wenn ſich der Kern dir zum Genuſſe beut!
Doch iſts kein Schade, wenn dich auch die Schal’ erfreut.