Gott, alſo hat geſagt ein hoher Glaubenslehrer,
Gott ſelber waͤchſt in dir, o glaubiger Verehrer.
Er waͤchſt nicht in ſich ſelbſt, da iſt er ſtets vollkommen,
Der zur Vollkommenheit nur auch in dir ſoll kommen.
Und waͤchſt er nicht in dir, jemehr du ihn begreifſt,
Jemehr in deiner Bruſt du ſein Geheimnis reifſt?
Wenn dich ein maͤßiges Verſtaͤndniß geſtern freute,
So freuet hoͤhere Verſtaͤndigung dich heute.
Noch tiefre Einſicht geht dir morgen auf villeicht,
Und immer waͤchſt der Glanz, der nie die Spitz’ erreicht.
Und ſollt’ es Gott nicht freun, ſowie es dich erfreut,
In dir ſich zu erneun, indem er dich erneut?
Beſchaut ein Lehrer doch in ſeines Schuͤlers Bruſt
Stets reiner ausgepraͤgt ſein eignes Bild mit Luſt.
Nicht minder ſchauet Gott im Spiegel von Kriſtallen,
Wozu dein Herz er ſchuf, ſich ſelbſt mit Wohlgefallen.
O Herz, das zum Behuf des Spiegels Er erſchuf,
Wie weit biſt du entfernt zu gnuͤgen dem Beruf!