Das Gaͤhnen, lieber Sohn, es iſt zwar unwillkuͤrlich,
Doch abgewoͤhnen mußt du dir’s als ungebuͤrlich.
Ich habe nie geſehn, daß, wenn du auf den Zaͤhnen
Was Gutes haſt zu kaunkann, dir kam dabei ein Gaͤhnen.
Auch wuͤrde dir dadurch des Kauens Kraft entriſſen,
Und fallen moͤchte dir aus offnem Mund der Biſſen.
Beim Lernen aber iſt das Gaͤhnen gleich erweckt;
Ich ſehe, daß es dir nicht wie das Eſſen ſchmeckt.
Wenn gaͤhnend ſich der Mund aufthut, ſchließt ſich das Ohr
So daß es ungehoͤrt des Lehrers Wort verlor.
Wenn gaͤhnend ſich der Mund aufthut, gehn zu die Augen,
Daß ſie des Buches Schrift nicht aufzufaſſen taugen.
Des Lernens Suͤßigkeit haſt du noch nicht empfunden,
Sonſt waͤre dir die Luſt zu gaͤhnen ganz verſchwunden.
Das Wiſſen, wiß o Sohn, iſt auch ein guter Biſſen,
Dem Seelengaumen wird durchs Gaͤhnen er entriſſen.
Drum wenn beim Lernen dir ein Gaͤhnen kommt, ſo hemm’ es,
Entſchloſſen mit dem Schloß der Zaͤhne niederklemm’ es!
So hat es dir vorerſt den Biſſen nicht genommen,
Und endlich wird ihm ſelbſt die Luſt vergehn zu kommen.