Sieh an die Pflanze, die empor aus dunklem Grunde
Zum Lichte treibt, von dem ſie auch hat dunkle Kunde.
Mit ihrem Stengel ſteht ſie erſt in Einigkeit,
Und im Gezweige dann iſt ſie mit ſich entzweit.
Nicht in der Einung noch Entzweiung iſt gefunden
Das Licht, bis hoͤhere Vereinung ſie verbunden.
Die Knoſpe rundet ſich, aus der die Bluͤt’ erwacht,
In deren Farbenduft das Licht iſt angefacht.
Durch ſoviel Stufen hat das Licht die Pflanz’ erzogen,
Um auf der oberſten zu ruhn als Irisbogen.
Das Leben der Natur iſt eine ſolche Pflanze,
Die aus ſich ſelber ringt empor zu Gottes Glanze.
Die Wurzel iſt Geſtein, Gewaͤchsreich iſt der Stiel,
Blaͤtterverzweigungen Thierlebens reges Spiel.
Doch neues Leben iſt von oben angezuͤndet,
Wo der Naturtrieb ſich im Menſchenantlitz ruͤndet;
Da iſt des Himmels Stral im Irdiſchen verkuͤndet.
Die Roſe der Natur hat ihre Bluͤtenkrone
Entfaltet, daß in ihr der Duft der Seele wohne.
Die Roſe, ſterbend, haucht den Duft in Himmelsluft;
So ſtirb, ein himmeleingeſogner Bluͤtenduft!
Die Roſe, lebend, haucht Duft uͤber Liebesgruͤften;
So leb’, ein himmelan entbundnes Liebesduͤften!