Den innern Widerſpruch im Menſchen zu erklaͤren,
Verneinten manche, daß in ihm zwo Seelen waͤren,
Und ihn zum Guten die, zum Boͤſen jene triebe,
Er aber unterthan bald der bald jener bliebe.
Und andre nahmen an, daß ihn zu beiden Seiten
Zween Engel, einer boͤſ’ und einer gut, begleiten,
Die hier ins rechte Ohr ihm fluͤſtern, dort ins linke,
Hier, daß er ſich erheb’, und dort, daß er verſinke.
Zwo Seelen ſollſt du nicht, noch auch zween Engel glauben;
Die Freiheit wuͤrdeſt du, die eigne Kraft dir rauben.
Der Widerſpruch iſt da, woher iſt er gekommen?
Aus dem Verſchiedenen, woraus dich Gott genommen.
Genommen hat er, daß du beider Einheit ſeiſt,
Von Erde deinen Leib, von Himmel deinen Geiſt.
Der Leib von Erde kann nur Irdiſches begehren,
Der Geiſt vom Himmel nur zum Himmliſchen ſich kehren.
So hat er dich gemiſcht, daß du dich ſelbſt bekriegeſt,
Mit deinem Hoͤheren dein Niederes beſiegeſt,
Ein Bild der Schoͤpfung ſelbſt, die er nur dazu ſchuf,
Daß dienſtbar Leibliches ſei geiſtigem Beruf.