Zwei gefährliche Schlangen, vom Chore der Dichter gescholten,
Grausend nennt sie die Welt Jahre die tasende schon,
Python, dich, und dich, Lernäischer Drache! Doch seid ihr
Durch die rüstige Hand tätiger Götter gefällt.
Ihr zerstöret nicht mehr mit feurigem Atem und Geifer
Herde, Wiesen und Wald, goldene Saaten nicht mehr.
Doch welch ein feindlicher Gott hat uns im Zorne die neue
Ungeheure Geburt giftigen Schlammes gesandt?
Überall schleicht er sich ein, und in den lieblichsten Gärtchen
Lauert tückisch der Wurm, packt den Genießenden an.
Sei mir, hesperischer Drache, gegrüßt, du zeigtest dich mutig,
Du verteidigtest kühn goldener Äpfel Besitz!
Aber dieser verteidiget nichts — und wo er sich findet,
Sind die Gärten, die Frucht keiner Verteidigung wert.
Heimlich krümmet er sich im Busche, besudelt die Quellen,
Geifert, wandelt in Gift Amors belebenden Tau.
O! wie glücklich warst du, Lucrez! du konntest der Liebe
Ganz entsagen und dich jeglichem Körper vertraun.
Selig warst du, Properz! dir holte der Sklave die Dirnen
Vom Aventinus herab, aus dem Tarpeischen Hain.
Und wenn Cythia dich aus jenen Umarmungen schreckte,
Untreu fand sie dich zwar; aber sie fand dich gesund.
Jetzt wer hütet sich nicht, langweilige Treue zu brechen!
Wen die Liebe nicht hält, hält die Besorglichkeit auf.
Und auch da, wer weiß! gewagt ist jegliche Freude,
Nirgend legt man das Haupt ruhig dem Weib in der Schoß.
Sicher ist nicht das Ehbett mehr, nicht sicher der Ehbruch;
Gatte, Gattin und Freund, eins ist im andern verletzt.
O! der goldenen Zeit! da Jupiter noch, vom Olympus,
Sich zu Semele bald, bald zu Kallisto begab.
Ihm lag selber daran, die Scwelle des heiligen Tempels
Rein zu finden, den er liebend und mächtig betrat.
O! wie hätte Juno getobt, wenn im Streite der Liebe
Gegen sie der Gemahl giftige Waffen gekehrt.
Doch wir sind nicht so ganz, wir alte Heiden, verlassen,
Immer schwebet ein Gott über der Erde noch hin,
Eilig und geschäftig, ihr kennt ihn alle, verehrt ihn!
Ihn den Boten des Zeus, Hermes, den heilenden Gott.
Fielen des Vaters Tempel zu Grund, bezeichnen die Säulen
Paarweis kaum noch den Platz alter verehrender Pracht,
Wird des Sohnes Tempel doch stehn und ewige Zeiten
Wechselt der Bittende stets dort mit dem Dankenden ab.
Eins nur fleh ich im stillen, an euch ihr Grazien wend ich
Dieses heiße Gebet tief aus dem Busen herauf:
Schützet immer mein kleines, mein artiges Gärtchen, entfernet
Jegliches Übel von mir; reichet mir Amor die Hand,
O! so gebet mir stets, sobald ich dem Schelmen vertraue,
Ohne Sorgen und Furcht, ohne Gefahr den Genuß.