Hormusan der edle Perser ist gebunden und geschnürt,
Daß er seinen Tod empfange, seinen Siegern vorgeführt.
Furchtlos im Araberkreise wendet er des Blickes Flug,
Läßt dann mit Begier ihn haften am gefüllten Wasserkrug.
„Gott! nur eine einz’ge Schale von der vollen Lebensfluth,
Daß ein Trunk zum letztenmale lösche meines Durstes Gluth!”
Und des Siegers Großmuth winket einem seiner Sclaven zu:
„Einen letzten Labebecher dem Gesangnen reiche du!”
Das empfangne Wasser schauet Hormusan mit tiefem Sinn,
Statt der flücht’gen Labe sieht er volle Lebenshoffnung drin.
Doch als wie vor unversehnem Streiche bangend blicket er:
„Omar! bin ich sicher, bis ich diesen Becher trinke leer?”
„Leere sicher nur des Lebens, ihn bis aus den letzten Zug!
Ist von durst’gen Lippen doch geleert ein Becher schnell genug!”
Aber Hormusan, entschlossen, setzt den labevollen Rand
Ab von der verlechzten Lippe, die den frischen Duft empfand:
Schleudert aus der Hand, als sei er seinen Tod zu halten bang,
An den Boden das Gesäß, wo es in tausend Scherben sprang.
Der Chalise schaut betroffen: Ist dein Durst so schnell verraucht?
„Nein doch eine größre Hoffnung ist im Becher ausgetaucht.
Hast du Sicherheit verheißen bis ich diesen tränke leer,
Siehst du, leer in meinem Leben trink ich diesen nimmermehr.”
Der Chalise schaut betroffen, doch der Becher liegt zerschellt.
„Einen Freibries hab’ ich, ohne daß ich’s wußte ausgestellt.
Doch bewußt ist es den Zeugen, und der Freibries ist gestellt,
Untersiegelt von dem Höchsten, dem dein Leben wohlgesällt.
Durst’ger diesen andern Becher reich ich dir nun, meinem Gast,
Diesen kannst du leeren, ohne daß du Tod zu sürchten hast.”