An den Abendstern6. Januar 1773Ehmals winktest du mir, Führer des schweigendenAbends, Freuden herab, kurz, wie sie SterblichenLächeln, farbigen BlasenÄhnlich, hauchender Weste Spiel!Zwar mir waren sie wert, wert, wie dem dürstendenWeizenhalme der Tau! aber sie schwanden bald!Selten blicket dein AugeNun, und trüber auf mich herab!Hüllen Schleier dich ein? Oder entfließen dirThränen? Bist du, gleich mir, nagender TraurigkeitRaub, ein Erbe des Jammers?Deine strahlenden Brüder auch?Ist das blaue Gewand leuchtender Sonnen voll,Und mit Monden besä’t, nur ein Gewebe vonElend? Tönen die SphärenEinen ewigen Klageton?Oder bin ich allein elend? Du schweigest mir,Unerbittlich auch du! dennoch ein Retter einst,Wann den Abend du bringest,Welchem folget kein Morgenrot!