Juli 1775.
Unsterblicher Jüngling!
Du strömest hervor
Aus der Felsenkluft!
Kein Sterblicher sah
Die Wiege des Starken!
Es hörte kein Ohr
Das lallende Rieseln im werdenden Quell!
Wie bist du so schön
In silbernen Locken!
Wie bist du so furchtbar
Im Donner der hallenden Felsen umher!
Dir zittert die Tanne!
Du stürzest die Tanne
Mit Wurzel und Haupt!
Dich fliehen die Felsen!
Du haschest die Felsen,
Und wälzest sie spottend wie Kiesel dahin!
Dich kleidet die Sonne
In Strahlen des Ruhms!
Sie malet mit Farben des himmlischen Bogens
Die schwebenden Wolken der stäubenden Flut.
Was eilst du hinab
Zum grünlichen See?
Ist dir nicht wohl beim näheren Himmel?
Nicht wohl im hallenden Felsen?
Nicht wohl im hangenden Eichengebüsch?
O eile nicht so
Zum grünlichen See!
Jüngling! du bist noch stark wie ein Gott!
Frei wie ein Gott!
Zwar schmeichelt dir unten die ruhende Stille,
Die bebende Wallung des schweigenden Sees,
Bald silbern vom schwimmenden Monde,
Bald golden und rot vom westlichen Strahl.
O Jüngling! was ist die seidene Ruhe,
Was ist das Lächeln des freundlichen Mondes,
Der Abendsonne Purpur und Gold,
Dem, der in Banden der Knechtschaft sich fühlt?
Noch strömest du wild,
Wie dein Herz gebeut!
Dort unten herrschen oft ändernde Winde,
Oft Stille des Todes im dienstbaren See!
O eile nicht so
Zum grünlichen See!
Jüngling! du bist noch stark wie ein Gott!
Frei wie ein Gott!