Im goldnen Alter, da ein Paradies hienieden,
Und ew’ger Fruͤhling war darin und ew’ger Frieden —
Die junge Knoſpe ward genagt von keinem Wurm,
Und ihre volle Kron’ entblaͤtterte kein Sturm.
Noch nicht gebunden war an Arbeit der Genuß,
Und nicht der Freude nach ſchlich heimlich Ueberdruß.
In Trauben war kein Rauſch, noch an der Lieb’ ein Dorn,
Im Auge keine Thraͤn’, und in der Bruſt kein Zorn.
Da hatte Echo’s Ohr noch keine Klag’ empfangen,
Und ſpiegeln ſah der See nur Laͤcheln auf den Wangen.
Am Himmel Sonn’ und Thau, nicht Wolk’ und Ungewitter,
Nicht giftig war die Schlang’ und Wermuth noch nicht bitter.
Da mußten Voͤgel noch nicht wandern um zu bruͤten,
Und Baͤume fuͤr die Frucht nicht opfern ihre Bluͤten.
Nicht Neid noch Eiferſucht, nicht Haß noch Zwietracht fand
In einem Herzen Raum, das ſich voll Gluͤck empfand.
Sie waren alle gleich, und ſahn mit Wohlgefallen
In fremdem Gluͤck ihr Bild, und liebten ſich in allen.
Um Guͤter war kein Streit, ſie waren allgemein,
Nicht Ich und Du entzweit, und gleichviel Mein und Dein.
In ſich verſtaͤndlich klar, empfunden, nicht erdacht,
Im Liebestauſch von Welt und Sinn hervorgebracht,
Verſtaͤndnis ihrer ſelbſt, Verſtaͤndnis der Natur,
War ihrer Sprache Schall, ein Loblied Gottes nur.
So war ihr Leben, doch ihr Tod war ſchoͤner noch,
Durch den die Bluͤt’ am Baum des Lebens aufgieng hoch.
Von hoͤherm Daſeyn nicht ein mattes dunkles Ahnen,
Es waren klar geſchaut lichtaufgethane Bahnen;
Kein Schweben zwiſchen Furcht und Glauben, Wahn und Hoffen,
Die ſel’ge Zukunft lag dem Geiſt zum Eintritt offen.