Nimm, Brahma’s Juͤnger, was ich vom Araber nahm;
Sieh auf den Kern, und uͤberſieh den Wortſpielkram!
Dein Bruder, o mein Sohn, iſt auch der Muſelman;
Von ihm auch lerne gern, was er dich lehren kan.
Araberſprichwort ſagt: dir hilft in der Gefahr
Ein Bruder oft, den nicht die Mutter dir gebar.
Verwandtſchaft kann, mein Sohn, der Liebe nicht mit Ehren,
Doch der Verwandtſchaft kann die Liebe wohl entbehren.
Wer fuͤr mein Beſtes ſich mit Rath und That verwandt,
Nur der Verwandte iſt mir in der That verwandt.
Wer fuͤr mein Beſtes ſelbſt hat Gut und Blut verwandt,
Wie fremd er ſei, der iſt mir wahrhaft blutverwandt.
Nicht der ſo lieber ſelbſt ſein letztes Blut verwendet,
Daß Blutverwandten er ihr letztes Gut entwendet.
Der iſt alswie ein Wolf, der nicht kann Blut entdecken
Am wunden Bruder, ohn’ es gierig ſelbſt zu lecken.
Wer beſſer ſei zum Feind zu haben als zum Freunde?
Der, ſcheulos vor dem Freund, ſich nur vorm Feinde ſcheu’nde.
Der dem Gewognen in den Weg tritt als Verwegner,
Und aus dem Weg, wo ihm entgegen tritt ein Gegner.
Der kuͤhn den Loͤwen ſpielt in ſeinem Jagdreviere,
Und ſchmeichleriſch den Fuchs im Kreis vornehmer Thiere.
Der ſtaͤrkſt’ in gutem Rath, zu guter That der ſchwaͤchſte,
Der, wenn ſein Nachbar ruft, ſagt: ich bin mir der naͤchſte.
Ruft er den Nachbar einſt, vergelt’ ihm der die Liſt,
Und ſage: hilf dir ſelbſt, weil du dein Naͤchſter biſt.