Dem Menſchen iſt ein Recht gegeben auf die Sachen,
Von Gott hat ers zu Lehn, wer kanns ihm ſtreitig machen?
Wenn von den Menſchen waͤr’ ein einziger am Leben,
Die ganze Erde waͤr’ in ſeine Hand gegeben.
So wie im Anbeginn, wir glauben’s, einer war,
In dem ſich ungetheilt die Menſchheit ſtellte dar.
Doch als zum Manne nun das Weib hinzugekommen,
Ward dieſem wohl ein Theil, der jenem ward genommen?
Mitnichten; weil das Paar in Zweiheit Eines war,
War zur Entzweiung im Beſitz auch nicht Gefahr.
Und alſo, wo noch zwei in Liebe werden Eines,
Iſt ihr Beſitzrecht an die Welt ein allgemeines.
Denn ganz in jedem Paar ſtellt ſich die Menſchheit dar,
Von allwievielen ſchon die Welt beſeſſen war.
Beſcheiden ziehen ſie auch ihr beſchieden Loß,
Und ſei es klein, ſo mach’ es Lieb’ und Treue groß.
Doch als zum Vater dort hinzu die Soͤhne kamen,
Beſaß das Oberhaupt mit in der Glieder Namen.
Sie waren im Beſitz von ſelbſt mit eingeſchloſſen;
Wie haͤtten nicht auch, was der Baum hat, ſeine Sproſſen?
Doch als die Glieder drauf ſich los vom Haupte riſſen,
Da wollte jedes, was ihm eigen waͤre, wiſſen.
Da ſprach ihr Vater: Geht nun in die Welt hinaus,
Und bauet, wie und wo ihr moͤget, Feld und Haus.
Die Welt iſt weit genug, um drin euch auszuweichen,
Euch auszubreiten ohn’ einander zu erreichen.
Es wird am Gegenſtand nicht fehlen eurer Hand,
Und jeder habe, was er zu ergreifen fand.
Demſelben druͤck’ er auf das Zeichen des Beſitzes,
Das Zeichen ſeiner Kraft, das Zeichen ſeines Witzes.
Doch welcher Sache ſchon ihr eures Bruders Zeichen
Seht aufgedruͤckt, davon ſollt ihr zuruͤcke weichen.
Doch wann die Zweige nun zu Staͤmmen ſind geworden,
Und ihr das Land erfuͤllt mit Herden und mit Horden;
Dann wird der Hader bald im Kleinen, bald im Großen
Erwachſen da, wo ihr zuſammen werdet ſtoßen,
Wenn ihr entfremdet nicht mehr eure Zeichen kennt,
Und, ſtatt was euch verband, nur fuͤhlet was euch trennt.
Dann wird Volk gegen Volk zum Schutze ſich verbuͤnden,
Und einzle Ganze ſich im großen Ganzen ruͤnden.
Natuͤrlich ſteht zuerſt als Mittelpunkt im Kreiſe
Der Aeltſte, der zugleich der beſte ſcheint und weiſe.
Ob einer dann den Platz dem andern ſtreitig mache,
Doch immer dienen wird dem ſtaͤrkeren der ſchwache.
Der ſtarke dienet auch dem ſchwaͤcheren zum Schutze;
Doch Kunſt und Geiſt dient bald zur Wohlfahrt, bald zum Putze.
Den Muth zu dienen, der da Demuth heißet, lernt,
Hochmuͤth’ge, die ihr euch vom Vaterhaus entfernt.
Zum Vaterhaus fuͤhrt euch der Geiſt der Demuth wieder,
Wenn menſchlich ihr euch fuͤhlt des Leibs der Menſchheit Glieder.