Der Koͤnig auf der Pirſch’ hat einen Hirſch erjagt;
Mit Zittern ſteht der Hirſch, der um ſein Leben zagt.
Der blickt den Koͤnig an, und beugt vor ihm die Glieder,
Selbſt eine Thraͤne rann von ſeinem Auge nieder.
Der Koͤnig will geruͤhrt dem Thier das Leben ſchenken,
Und ſtiftet, wies gebuͤhrt, davon ein Angedenken.
Man legt ums Hirſchgeweih ein Reiflein Gold, da war
Dem Koͤnigsnamen bei geſchrieben Tag und Jahr.
Der Hirſch enteilt mit Dank, und heim der Koͤnig kehrt;
Bald wird der Koͤnig krank, der Hirſch lebt unverſehrt.
Der Koͤnig ſtirbt, ihm folgt ein Sohn, und dem ein Sohn;
Der jagt im ſelben Wald, wo einſt der Hirſch entflohn.
Da ſtellt der Hirſch ſich dar, den Nacken alterſteif,
Doch um die Stirne war noch hell der goldne Reif.
Verwundert ſchauet ihn der junge Koͤnig an,
Bis dort ihm klar erſchien der Ruhm von ſeinem Ahn.
Und als man Jahr und Tag zuſammenzaͤhlte, war
Von damals der Betrag bis heute hundert Jahr.
Die hundert Jahre froh hat in dem Wald gewohnt
Ein Lebendes, weil ſo ein Koͤnig es geſchont.
Groß iſt des Koͤnigs Gluͤck, der, wenn man ihn begraͤbt,
Ein Denkmal laͤßt zuruͤck, das hundert Jahre lebt.