Mit meinem Meiſter gieng ich pilgern uͤber Land,
Wir waͤhlten einen Baum zur Raſt im Mittagsbrand.
Ein wilder Tiger kam vom Wald daher im Lauf,
Beſinnungsloſe Furcht trieb mich den Baum hinauf.
Ich ſah von obenher, wie jener drunten ſaß,
Und ſeinen Grimm vor ihm das wilde Thier vergaß.
Es wedelte geſchmiegt alswie ein Huͤndlein zahm,
Und wandelte zuruͤck zum Wald, aus dem es kam.
Ich ſtieg beſchaͤmt herab, wir aber zogen weiter,
Ein Obdach ſuchten wir bei Nacht als muͤde Schreiter.
Da war’s nach Mitternacht, als eine Muͤcke ſtach
Den Meiſter, daß er ſtoͤhnt’, und ich verwundert ſprach:
Ein Tigerrachen ließ dich geſtern unverletzt,
Wie nun verwundet dich ein Muͤckenſtachel jetzt?
Er aber ſprach: Das Herz hat zwei verſchiedne Staͤnde;
O gluͤcklich, wenn es ſtets in einem ſich befaͤnde.
Am Tage geſtern war mein Herz im beſſern Stand,
Es ſtand in Gottes, nun ſteht es in meiner Hand.