Wenn ihr redlich es meinet,
Alle Wässerlein, weinet!
Ihr von jeglicher Seite
Niederfließend im Thale,
Ihr so schmale wie breite,
Und so breite wie schmale,
Spielend im Sonnenstrale!
Wenn ihr redlich es meinet,
Alle Wässerlein, weinet!
Wußte nicht, was zusammen
Ihr ergösset den Braus,
Gleich als stünd’ es in Flammen,
Um dies einzelne Haus;
Jetzo weist es sich aus,
Und ich seh, was ihr meinet;
Alle Wässerlein, weinet!
Dachte, daß ihr im Fließen
Wolltet drehen die Mühlen,
Und die Bleiche begießen,
Und die Blumen bespülen;
Anders laßt ihr mich fühlen
Nun, wozu ihr erscheinet;
Alle Wässerlein, weinet!
Alle, die ihr begossen,
Alle Blumen ersprießen,
Zwei nur werden nicht sprossen,
Wie ihr möget begießen.
Laßts euch doch nicht verdrießen,
Meinen Augen vereinet,
Alle Wässerlein, weinet!
Furchtsam bebt’ ich vor allen
Euern Brücken und Stegen,
Drein einst möchten sie fallen,
Denn sie sprangen verwegen.
Sorg’ um euretwegen
Hat umsonst mich gepeinet;
Alle Wässerlein, weinet!
Über Brücken und Stege
Kamen stets sie zurücke,
Doch nun gehn sie die Wege
Übern Strom ohne Brücke,
Dort, von wo vom Geschicke
Wiederkehr ist verneinet;
Alle Wässerlein, weinet!