Es wallt ein Pilger hohen Dranges,
Er wallt zur sel’gen Gottesstadt,
Zur Stadt des himmlischen Gesanges,
Die ihm der Geist verheißen hat.
„Du klarer Strom! in deinem Spiegel
Wirst du die heil’ge bald umfahn.
Ihr sonnehellen Felsenhügel!
Ihr schaut sie schon von Weitem an.
Wie ferne Glocken hör’ ich’s klingen,
Das Abendroth durchblüht den Hain.
O hätt’ ich Flügel, mich zu schwingen
Weit über Thal und Felsenreihn!“
Er ist von hoher Wonne trunken,
Er ist von süßen Schmerzen matt,
Und, in die Blumen hingesunken,
Gedenkt er seiner Gottesstadt.
„Sie sind zu groß noch, diese Räume,
Für meiner Sehnsucht Flammenqual;
Empfahet ihr mich, milde Träume,
Und zeigt mir das ersehnte Thal!“
Da ist der Himmel aufgeschlagen,
Sein lichter Engel schaut herab:
„Wie sollt’ ich dir die Kraft versagen,
Dem ich das hohe Sehnen gab!
Die Sehnsucht und der Träume Weben,
Sie sind der weichen Seele süß,
Doch edler ist ein starkes Streben
Und macht den schönen Traum gewiß.“
Er schwindet in die Morgendüfte;
Der Pilger springt gestärkt empor,
Er strebet über Berg’ und Klüfte,
Er stehet schon am goldnen Thor.
Und sieh! gleich Mutterarmen schließet
Die Stadt der Pforte Flügel auf;
Ihr himmlischer Gesang begrüßet
Den Sohn nach tapfrem Pilgerlauf.