Ein Tempel Gottes hat ſich die Natur gebaut,
Worin er tauſendfach geahnt wird und geſchaut.
Als Tempeldiener gehn hindurch die Jahreszeiten,
Die bunten Teppiche am Boden hinzubreiten.
Stralend im hoͤchſten Chor lobſingen Sonn’ und Sterne,
Der Abgrund und das Meer antworten aus der Ferne.
Das Mittelfeuer gluͤht am ew’gen Opferherde,
Und alles Leben naht, daß es das Opfer werde.
Als Opferprieſter kniet der Geiſt an viel Altaͤren,
Die er mit Bildern ſchmuͤckt, und ſucht ſie zu erklaͤren.
In viele Huͤllen hat die Fuͤlle ſich verhuͤllt,
Doch von der Fuͤlle nur iſt jede Huͤll’ erfuͤllt.
Und wo der Geiſt vermag hinweg der Selbſucht Schleier
Zu heben, ſieht er hell darunter Gottes Feier.
Und Gottes Athem geht ein Morgenhauch durchs Schiff,
Einſammelnd jeglicher Verehrung Inbegriff.
Sein Laͤcheln ſtreuet Duft in truͤber Inbrunſt Glimmen,
Sein Saͤuſeln Einigung in widerſtreit’ge Stimmen,
Aus jedem Opferrauch nimmt er das feinſte Korn,
Den reinſten Tropfen auch aus jedem Andachtsborn;
Aus jedem Wortgebet den ihm bewußten Sinn;
Er ſelbſt legt ihn hinein, und findet ihn darinn.
Dann will er auch den Sinn der Sinnenden entfalten,
Daß immer wuͤrdiger ſie ihm die Feier halten;
Daß die gebundnen frei zu hoͤhrer Wonn’ aufgehn;
Denn das iſt ſeine Luſt, der Schoͤpfung Luſt zu ſehn.