Laß einen Heilverſuch dir meines Auges ſagen,
Des aͤußern, den du magſt aufs Innre uͤbertragen.
Mein Auge ſah ſich ſelbſt von einem Flor umhangen,
Von einem Wirrgeweb aus Punkten, Flecken, Schlangen.
Ein Netz der Taͤuſchung, das die Sehkraft ſelbſt ſich wob,
Das mit dem Blick ſich ſenkt’ und mit dem Blick ſich hob.
Ein Schatten, welcher nie vom Lichte ſich verlor,
Der, aus dem Aug’ erzeugt, ſchwebt’ uͤberall ihm vor;
Nur um ſo naͤchtlicher, als heller war der Tag,
Wie vor der Unſchuld wol die Schuld ſich fuͤhlen mag.
Mir war davon die Luſt an Gottes Welt benommen,
Daß rein ihr Schoͤnes nicht mir ſollt’ ins Auge kommen;
Getruͤbt der Glanz der Flur, des Menſchen Angeſicht,
Und jede Schrift, durch die der Geiſt zum Auge ſpricht.
Den himmliſchen Genuß des Lichtes wollt’ ich miſſen
Ehr als ihn haben ſo verſetzt mit Finſterniſſen.
Heilwaſſer heilen nicht, einfache noch zuſammen
Geſetzte, weil ſie rein dem Lichte nicht entſtammen.
Sollt’ ich die ird’ſche Kunſt des Augenarztes brauchen?
Ich will mich in den Quell des Lichtes ſelber tauchen.
Die Luͤfte waren blau, die Fluren waren gruͤn,
Und meinen Blick erhob zur Sonn’ ich adlerkuͤhn.
Entweder ſoll die Welt in dir mir untergehn
Auf immer, oder ich will rein wie du ſie ſehn.
Die Feuerwirbel ließ ich mir im Auge wallen,
Wie ſie mich blendeten fuͤhlt’ ich mit Wohlgefallen.
Solange duldet’ ich den Einſtrom, bis zuſammen
Die krauſen Schlanggewind’ in eine Maſſe ſchwammen.
Vom Himmel blickt’ ich dann zuruͤck zur Erdenflur,
Und ſtatt der Schlangen ſah ich Sonnenblendung nur.
Die lichte Finſternis zerfloß dann, und o Gluͤck,
Die Schlangen kehrten nicht, die ſie verſchlang, zuruͤck.
Und ſollten doch einmal ſie mir im Auge kehren,
So ſoll ein neuer Stral der Sonne ſie verzehren.