Der Tod ein Schauder und Entſetzen der Natur,
Dem Anblick fuͤrchterlich, hold dem Gedanken nur.
Suͤß iſt Geſtorbenſein, und bitter nicht iſt Sterben,
Doch Sterbenſehen iſt der Lebensluſt Verderben.
Und um wie hoͤher ſteht ſchon auf der Stufenleiter
Ein Leben, um ſo mehr ſind widerlich die Scheiter.
Der Stein, lebendigtodt, iſt drum ſich immer gleich,
Ihn macht der Tod nicht kalt, ihn macht der Tod nicht bleich.
Die Blum’ auch welket zwar, vom Stengel abgepfluͤckt,
Doch iſt die welke noch mit Farb’ und Duft geſchmuͤckt.
Und jene Bluͤthe, die an keinem Stiel darf raſten,
Der Schmetterling iſt ſchoͤn noch in des Sammlers Kaſten.
Der Vogel, dem das Herz nicht unter’m Flaum mehr klopft,
Und ſteif den Fittig haͤngt, iſt artig ausgeſtopft.
Die groͤßern Thiere, die naͤchſt an den Menſchen reichen,
Sind widerwaͤrtiger, je groͤßer ihre Leichen.
Doch nur den Menſchen, weil er iſt des Lebens Krone,
Macht voͤllig ſchauderhaft das Leben, das entfloh’ne.
Darum verhuͤllte, den der Freunde Dolch erſtach,
Sein Haupt vor’m Himmelsaug’, eh’ ihm das Auge brach.
Wie auf Naturgeheiß die Thier’ auch, wenn ſie ſiechen
Am letzten Weh, in Schluͤft’ und Hoͤhlen ſich verkriechen.
Und ein mit Schoͤnheitſinn begabtes Volk bedeckt
Den Sarg mit Blumen, daß ſein Anblick minder ſchreckt,
Nachahmend der Natur, die, uͤberall erfuͤllt
Von Graͤbern, jedes Grab in Blumenteppich huͤllt.