Nichts Greuelvollres iſt berichtet im Berichte
Der zwar von Greueln ganz erfuͤllten Weltgeſchichte,
Als wenn ein fremdes Volk, an Glauben fremd’ und Sitt’,
Eroberiſch ein unbekanntes Land betritt.
Der Sieger, ſei er auch von Hausaus mild und guͤtig,
Doch die Beſiegten wuͤrgt er ſchonungslos kaltbluͤtig.
Warum? es machet wild ihn ein wildfremd Gefild,
Und nicht als ſeins erkennt er andrer Menſchheit Bild.
In fremdgekleideten, fremdblickend fremdgefaͤrbten,
Fremdredenden vernimmt er nichts vom Angeerbten.
Nicht die Bewegung fuͤhlt er ſeiner Eingeweide,
Die jeder Bruder fuͤhlt bei ſeines Bruders Leide.
Gottes Gepraͤge mit dem Stempel der Natur,
In ſeiner Schrift und Form haͤlt er fuͤr echt ſie nur.
Und fragt er ſich, ob ſie ſein Schoͤpfer auch erſchaffen,
Gibt ers nur zu im Grimm und ſich zum Spott als Affen.
Wie Tiger nicht und Wolf bei Rehes Mord und Lamms
Gewiſſensbiſſe fuͤhlt, weil ſie ſind andern Stamms.
Wie ſeit Jahrhunderten Mohammedaner hetzten
Harmloſe Indier, die kaum ſich widerſetzten.
Die, wann ſie erſt im Kampf die Maͤnner uͤbermannten,
Wehrloſe Staͤdte drauf und Tempel niederbrannten;
Und wo ein Haͤuflein ſich entzog durch ſcheue Flucht,
Auch dieſem Wilde gab nicht Freiſtatt Wald und Schlucht:
Gehalten ward auf ſie ein ordentliches Jagen,
Erlegtes Menſchenwild gezaͤhlt mit Wohlbehagen.
Wer hat der wilden Jagd geſetzet Ziel und Friſten?
Geſegnet ſeien, die zuletzt es thaten, Chriſten;
Zuletzt es thaten, als ſie beſſer ſich beſonnen,
Nachdem ſie beſſer nicht, und ſchlechter faſt begonnen.
Geſegnet ſeien ſie, nicht weil ſie Chriſten ſind,
Doch Menſchen, weniger fuͤr fremde Menſchheit blind.
Geſegnet aber ſei, die langſam langſam ſchreitet,
Bildung, doch durch die Welt ſich weiter weiter breitet.
Die Bildung, die dazu will alle Sprachen lernen,
Und Voͤlkerſitte ſehn in allen Laͤnderfernen,
Damit die Menſchheit einſt, von einem Band umſchlungen,
In allen Farben ſich erkenn’ und allen Zungen.