Bei einem Lehrer iſt von Schuͤlern eine Gilde,
Die unterweiſet er in Gottesfurcht und Milde.
Er weiſt zu Gottesfurcht und Milde nur ſie an,
Doch einer eilt voraus den andern auf der Bahn.
Am allerjuͤngſten hat der Meiſter Wohlgefallen,
Weil er ihn ſieht im Geiſt voran den andern wallen.
Die andern aber, die voran im Alter gehn,
Sie fragen ſich, warum ihr Meiſter vorzieht den?
Warum uns aͤltern ihn, den juͤngſten, ziehſt du vor?
Er ſprach: Ich ſag’ es euch, doch thut mir dis zuvor:
Von dieſen Voͤgelein (er nahm ſie aus dem Neſte)
Nehmt jeder eins zur Hand, und geht damit aufs beſte
Hinaus an einen Ort, da wo euch ſieht kein Blick;
Erwuͤrgt die Voͤgel dort, und bringt ſie her zuruͤck. —
Sie gehn, und bringen dann die todten ohne Beben,
Als ſollt’, ein Wundermann, der Meiſter ſie beleben.
Der juͤngſte aber bringt ſein Voͤgelein lebendig;
Was wuͤrgteſt du es nicht? Er ſprach darauf verſtaͤndig:
Weil ich den Ort nicht fand, o Meiſter, welchen du
Mich ſuchen hießeſt, da kein Blick mir ſaͤhe zu.
Ein Blick ſieht uͤberall, er ſieht aufs Leben nieder,
Wie meins, des Voͤgeleins; drum bring’ ichs lebend wieder. —
Der Meiſter ſah ſich um, die Schuͤler waren ſtumm;
Den juͤngſten zog er vor, nun wußten ſie, warum. —
Die todten Voͤgelein ſetzt’ er zuruͤck ins Neſt,
Ums lebende herum, und druͤckte ſanft ſie feſt.
Vom Wunderhauch der Huld ſind ſie lebendig worden;
Beleben kann der Herr, doch ſoll der Menſch nicht morden.