Im Meer gen Suͤden wohnt auf Inſeln ein Geſchlecht,
Reich in Zufriedenheit, in Einfalt, ſchlicht und recht.
Die Inſelgruppen ſind alswie ein Kranz gewunden,
Da wohnen ſie zerſtreut, getrennt und doch verbunden.
Auf jeder Inſel wohnt ein kleines Volk beiſammen,
In Frieden, alle die von einem Vater ſtammen.
Und uͤber alle herrſcht die Inſelkoͤniginn,
Die hat nicht Waffenmacht, und friedlich iſt ihr Sinn.
Und friedlich iſt der Sinn von ihren Unterthanen,
Sie folgen nicht des Kriegs und nicht des Ruhmes Fahnen.
Ihr Waffen iſt Gebet, ihr Ruhm Geſang und Pſalmen,
Im Tempel der Natur geſungen unter Palmen.
Die Palmen ſind ihr Dach, das Blatt iſt ihr Gewand,
Und mit den Fruͤchten faͤllt die Speiſ’ in ihre Hand.
In dieſer Frucht iſt Oel und Milch und Honigtrank,
Der heiter ſie berauſcht, und nie laͤßt werden krank.
Die Palmen leben, gleich den Menſchen, hundert Jahr,
Und bringen eine Ernt’ in jedem Monat dar.
Faͤllt dann, vom Alter hohl, ein Schaft am Meeresrande,
Dient er zum Nachen, der ſie ſchifft von Strand zu Strande,
Wobei ſie Ruder nicht, noch Stang’ und Segel brauchen,
Weil uͤber Spiegelflut die Luͤfte ſpielend hauchen.
Zum Gaſtgeſchenk, wohin ſie zum Beſuche wallen,
Pfluͤcken ſie unterwegs nur aus der Flut Korallen;
Die unterm Waſſer bleich an weichen Zacken bluͤhn,
Und haͤrtend an der Luft in hohen Farben gluͤhn.
Geld aber fuͤhren ſie kein andres, als ſoviele
Sie Muſcheln ſammelten von buntem Farbenſpiele.
Doch weil ſie ſelber Krieg nie fuͤhren, kommen ihnen
Dazu denn Fremde, die zu ſolchem Schauſpiel dienen.
Seeraͤuber ſuchen auf mit kriegeriſchen Truppen
Die Meereswindungen der Friedensinſelgruppen.
Allein ſie ſchlagen ſich nur mit ſich ſelbſt herum,
Und taſten niemals an der Inſeln Eigenthum.
Denn ſie erfuhren es und glaubens, daß belaſtet
Ein Fluch des Himmels den, der es haͤtt’ angetaſtet.
Durch dieſen Glauben blieb das Volk der Inſeln frei,
Das, wehrlos wie es iſt, ſonſt fiel in Sklaverei.
Doch wenn ein Schiffer kommt, ein friedlicher, von ferne,
Mit dem vermaͤhlen ſich die Inſeltoͤchter gerne.
Dann treibt der Schiffergeiſt ihn weiter, und zuruͤck
Laͤßt er dort Weib und Kind, das kurz gefundne Gluͤck.
Denn wol verlaſſen mag das Land, wer es erkohren,
Doch keiner der dort iſt erzogen und geboren.
Der Schiffer bringt davon, wenn’s Sturm und Meer erlaubt,
Die Kunde heim, die gern hoͤrt jeder, keiner glaubt.