Die Sprache wirſt du bald unter- bald uͤberſchaͤtzen,
Jenach du willſt in ſie und aus ihr uͤberſetzen.
Denn jede hat in ſich etwas Unuͤberſetzbars,
Das dann bei dem Verſuch dir ſcheinet ein Unſchaͤtzbars.
Und wie dein Geiſt ſich mit der Uebertragung quaͤlt,
Scheint ſeine Sprach’ ihm arm, weil grade das ihr fehlt.
Doch uͤberſetz’ aus ihr, ſo findeſt du ſie reich;
So findeſt du zuletzt die zwei ungleichſten gleich;
Verſchiednen Blumen gleich, in ihrer Art vollkommen,
Daß nichts hinzugethan kann ſeyn noch weggenommen.
Es waͤre doch, beim Lenz! ein ſeltſames Ergetzen,
Roſen in Mohn und Mohn in Roſen uͤberſetzen.
In fremder Sprache ſieht befremdlich Alles aus,
Wie alles ungewohnt im unbekannten Haus.
Doch willſt du dir daſelbſt gefallen als ein Gaſt,
Mußt du vergeſſen daß zu Haus du’s anders haſt.
Dann von dem fremden Schmuck, ſoviel dir mag behagen,
Magſt du in deinem Sinn mit dir nach Hauſe tragen,
Und dort anbringen, was du dir haſt eingepraͤgt,
Soweit es ſich mit Hausbequemlichkeit vertraͤgt.
Dazu nuͤtzt der Verkehr der Sprachen und Gedanken,
Daß man erweitert, wenn ſchon auf nicht hebt, die Schranken.
Beſchraͤnktheit nur iſt arm, Beſchraͤnkung aber reich;
Wer etwas ſeyn will, kann nicht alles ſeyn zugleich.