Die Wohlgeſtalt iſt ſchoͤn in jeglichem Gewande,
Am ſchoͤnſten iſt ſie nackt, doch nur im Unſchuldſtande.
Das Alter kann zuruͤck zur Kindesunſchuld kehren,
Nur ſoweit nicht um auch des Kleides zu entbehren.
Auch Kindeseinfalt des Gedankens liebt Bekleidung,
Denn erſt das Kleid gibt ihm anmuth’ge Unterſcheidung.
Man haͤlt zum Werktagkleid ſich an die Landesart,
Die Luſtverkleidung bleibt dem Feſttag aufgeſpart.
Man mag Bekanntes gern in fremder Huͤlle ſehn,
Weil es zugleich ſo fern und nahe ſcheint zu ſtehn.
Drum liebt der Schoͤnheit Glanz viel wechſelnde Gewande,
Weil keins allein ihn ganz zu faſſen iſt im Stande.
Durch andres Kleid erhaͤlt der Leib auch andre Haltung,
Und jede neue Falt’ iſt neuer Reiz’ Entfaltung.
Das Fremde nur iſt ſchoͤn, das Fremde nur gefaͤllt,
Das eigenthuͤmlich dar ein Allgemeines ſtellt.
Wo dem Beſondern fehlt und Fremden dieſe Spur,
Das meid’ als ſonderbar und als befremdlich nur.