Der Vorzeit Sprache ſei dir heil’ge Hieroglyphe,
Die du bewahren mußt ſtumm in des Buſens Tiefe.
Sie lebet nicht im Ohr, ſie ſchwebet nicht vom Munde;
Sie dringt vom Grab hervor, und klingt im Herzensgrunde.
Die Juͤnger muͤhen ſich mit nicht’ger Eitelkeit
Zu haſchen einen Klang, den laͤngſt verweht die Zeit.
Sie ſuchen ihren Mund recht naͤrriſch zu verrenken,
Um mit erzwungnem Laut Buchſtaben zu beſchenken.
Sie denken, ſo den Geiſt des Lebens einzuſenken
Dem Buchſtab, den ſie ſich als einen todten denken.
Was werden ſie mit der Beſchwoͤrungskunſt erreichen,
Wenn zu Scheinleben ſie erwecken Woͤrterleichen?
Das geiſt’ge Bild entſetzt ſich vor der Koͤrperfratze,
Und ſelbſt erkennt ſich nicht die Sprach’ in dem Geſchwatze.
Du danks dem Geiſte, der, weil eben mußt’ entweichen
Der Stimme Klang, ſich ſelbſt befeſtigt hat im Zeichen.
Den Vaͤtern dank’ es, die vernehmlich ihren Soͤhnen
Sich uͤber Zeit und Raum kund thun, doch nicht in Toͤnen.
Wie einſt die Toͤne ſelbſt in ihrem Sinn erklungen,
Das bild’ in deinem Sinn, nicht mit dem Spiel der Zungen.
Den Kindern laß das Spiel, du hoͤre mit dem Geiſt,
Und wiſſe, daß du nur durch Geiſt den Geiſt befreiſt.
Der Urwelt Sprache thut dir kund mit Geiſterhauch
Nicht nur den innern Sinn, den innern Wohllaut auch.