In einem Hauſe wohnt’ ein armes Hausgeſind,
Das Huͤndlein und der Knecht, der Vater und das Kind.
Der Herr des Lebens kam zu ſchaun der Menſchen Noth,
Als Bettler pruͤft’ er ſie und forderte ein Brot.
Der Herr ſprach: Gib ihm eins! der Knecht ſprach: dir iſt kund,
Vier Brote ſind im Haus, je eins fuͤr einen Mund.
Der Herr ſprach: Gib ihm, das geſpart war meinem Mund,
Und aufbewahrt ſei das fuͤr dich, fuͤr Kind und Hund.
Der Knecht mit Zoͤgern gabs; er nahm’s und kam zuruͤck,
Ein zweites fordert’ er. „Gib ihm ein zweites Stuͤck.
Recht muß dem Diener ſeyn, was ſeinem Herrn iſt recht;
Laß das fuͤr Kind und Hund, und gib ihm deins, mein Knecht.“
Der Knecht mit Freuden gabs; er nahm’s und kam zuruͤck,
Ein drittes fordert’ er. „Gib ihm das dritte Stuͤck.
Daß es Enthaltſamkeit von ſeinem Vater lerne,
Gib hin des Kindes Stuͤck!“ Der Diener gabs nicht gerne.
Das Kindlein lacht’ und gabs; er nahm’s und kam zuruͤck,
Ein viertes fordert’ er. „So gib das letzte Stuͤck!
Hab’ ichs dem Knecht, dem Kind und meinem eignen Munde
Entzogen, darf ichs wol entziehn auch meinem Hunde.“
Geduldig gabs der Knecht; er nahm’s und kam nicht wieder,
Doch draußen in der Luft rauſcht’ es wie Lenzgefieder.
Ein goldner Regen floß herab vom Himmelsraum,
Wo er die Flur begoß, da wuchs empor ein Baum.
Der Herr des Lebens ſaß im Wipfelzelt und ſprach
Mit ſanftem Rauſchen: Gern gabt ihr, was euch gebrach.
Drum ſoll des Lebens Brot hinfort euch nie gebrechen,
Und gern gebt allen es, die meinen Namen ſprechen.
Ihr ſollt den Acker drum nicht pfluͤgen oder hacken,
Saͤ’n, ſchneiden oder maͤhn, dann dreſchen, mahlen, backen.
Von ſelbſt ein mehl’ger Kern, gebacken und gewuͤrzt,
Waͤchſt euch das Brot am Baum, in Fruchtgeſtalt geſchuͤrzt.
Vier Brote traͤgt der Baum, und jedes fuͤllt im Raum
Des Jahres ſeinen Mund; das iſt der Brotfruchtbaum.