Du ſagſt, es iſt die Welt geartet zum Entarten,
Und weiter ſtets von Gott abfuͤhren ihre Fahrten.
Ich aber ſage dir: Sie iſt alswie ſie war,
Dieſelbige, wie Gott derſelb’ iſt immerdar.
Von wannen kommt ſie denn? Von Gott. Wo geht ſie hin?
Zu Gott zuruͤck. So ſchwebt in Gott ſie mittenin.
Und ferner, naͤher, iſt ſie ihm auf keinem Schritte,
Der wie am Anfang und am End’ iſt in der Mitte.
Du ſagſt: des Goͤttlichen, das ſie zuerſt empfangen,
Iſt im Verlauf der Zeit ihr mehr und mehr entgangen.
Verlodert iſt der Geiſt, gleich Duͤften die zerſtieben,
Und immer todter iſt der Stoff zuruͤckgeblieben.
Ich aber ſage dir: Kein Seelenduͤftchen gieng
Ihr aus, dafuͤr ſie nicht ein anderes empfieng.
Der Othem Gottes wirkt nicht nur der Blum’ Entfaltung,
Ihre Erhaltung auch und ew’ge Umgeſtaltung.
Schoͤn wie des Morgens glaͤnzt des Abends Roſenbucht,
Schoͤn iſt wie Fruͤhlingskranz des Herbſtes reife Wucht.
Mag Morgenfriſche dort im Mittagsbrand ermatten,
Herbſtdaͤmmerung ſich hier in Winternacht verſchatten;
Von neuem immer friſch, von neuem immer klar,
Iſt Gottes großer Tag, das ew’ge Weltenjahr.
Obs wintern, ſommern mag, ob tagen oder nachten,
Laß uns im Fluß der Zeit die Ewigkeit betrachten!