Wenn jene haben Recht, die in des Lebens Mitte
Das Boͤſe ſehn, den Feind lauernd auf Tritt und Schritte;
Die Seele, Straͤfling-gleich, geſchmiedet an den Karren,
Und allzeit fertig zum Verbrecher oder Narren;
Im ungluͤckſeligen verhaͤltnisloſen Streite
Das lichte Puͤnktchen mit der breiten Schattenſeite:
Wenn das die Weiſen ſind, ſo ſind wir bloͤde Knaben,
Die wir am heitern Schein von außen Luſt noch haben;
Daß wir nach Blumen gehn, von Kroͤtengift beſpritzt,
Und nach den Fruͤchten ſehn, vom innern Wurm beſchmitzt.
Doch wenn wir haben Recht, wie Recht wir haben muͤßen,
Am Schoͤnen uns zu freun, zu laben uns am Suͤßen;
So droht es unſerem Genuſſe doch Verſtoͤrung,
Zu ſehn ſtets jener dort unſelige Bethoͤrung.
Alswie ein Wachender ganz aus dem Sinn nicht ſchlagen
Die dummen Fratzen kann, die ihn im Traume plagen.
Und wie ein Denkender im Denken wird geſtoͤrt,
Wenn er Wahnſinnige mit Ketten raſſeln hoͤrt.
Doch wie geſund zum Trotz dem Kranken der Geſunde
Sich fuͤhlt, ſo fuͤhle dich mit Gott im Seelengrunde.
Arbeitſam, liebevoll, beſcheiden und enthaltſam;
Nicht zuͤgel-ſchrankenlos, in keinem Ding gewaltſam;
Vertrauend ihm, der dir den Himmelsfunken gab,
Daß unverfinſtert du ihn trageſt uͤbers Grab;
So beut dem Nachtſpuk Trotz in lichter Zuverſicht,
Und fuͤrchte als Geſpenſt dich ſelbſt und andre nicht.