Es iſt ein ſchoͤner Traum, im Anfang der Natur
Sei alles Lebende geweſen harmlos nur.
Und mit der Geiſter erſt, oder des Menſchen Falle,
Hab’ auch hervorgekehrt die Schoͤpfung Klau’ und Kralle.
Erſt friedlich wandelten Hirſch, Elefant und Stier,
Kamel und anderes unſchuldiges Gethier.
Hervorgeſprungen dann ſei ſpaͤter Loͤw’ und Tieger,
Wie aus der Menſchheit Schooß der Moͤrder und der Krieger;
Die nun von Blut und Raub ſich ihrer Bruͤder naͤhren,
Da jene ſich mit Laub und Gras begnuͤgt und Aehren.
Die goldne Zeit wird neu, wann ſeinen Fraß vergißt
Der Leu einmal und Heu alswie der Ochſe frißt.
War eine Unſchuld das, zu eſſen Pflanzenſpeiſe?
Doch eine Unſchuld war es nur vergleichungsweiſe.
Alsob nur Leben ſei, wo Athem iſt und Hauch!
Die Thiere nicht allein, die Pflanzen athmen auch.
Einſt hatten deſto mehr die armen aufzuſchuͤſſeln
Den uranfaͤnglichen mit ungeheuern Ruͤſſeln.
Und wo ein Lebendes noch hat der Nahrung Noth,
Da mit dem Leben iſt gegeben auch der Tod.
Der Schmetterling allein, der fraͤß’gen Raup’ entſtammt,
Ißt Duft nur und beſchaͤmt die andern alleſammt.
Ein Vorbild iſt er drum des Menſchen hoͤherm Streben,
Wenn aus dem Raupenſtand er einſt ſich wird erheben.
Inzwiſchen ſteht er hier, wie er vom Anfang ſtand,
Die Thiere beider Art zu recht- und linker Hand.
Die edlen Raͤuber hier, und dort die Pflanzenfreſſer;
Er thut es beiden gleich, und Niemand kann es beſſer.
Dazu ſind ihm verliehn die beiderart’gen Zaͤhne,
Die einen von dem Lamm, die andern der Hyaͤne.
Er kann, nach Zeit und Ort, mehr die, mehr jene brauchen,
Ins irdiſch ſchwere ſich mehr oder minder tauchen.
Unſchuld’ger machet ihn unſchuld’ge Pflanzenſpeiſe,
Doch dieſe Unſchuld auch iſt nur vergleichungsweiſe.