Der junge Vogel wo lernt er den frohen Sinn,
Flug und Geſang? lernt’ ichs von ihm, welch ein Gewinn!
Im ſchwanken Neſte ſchwankt er ob der Fruͤhlingsflur,
Und athmet um ſich her friſch athmende Natur.
Von dieſem Athem iſt ihm Mark und Bein durchdrungen,
Die Bruſt gehoben und die junge Schwing’ erſchwungen.
Er ſieht nur freie Luft, und fuͤhlt nur friſchen Duft,
Und hoͤrt den Vater froh wie er der Mutter ruft.
Nur nachzuſingen, nachzufliegen, nachzuahmen
Hat ers, und nie wird er verkruͤppeln und erlahmen.
Haͤtt’ eine Saͤngerinn mein Wiegenkind zur Amme,
Die ihm des Wohllauts Oel traͤuft’ in die zarte Flamme;
Ein farbenbuntes Bett, ein kuͤhles Laubgemach,
Den Pfuͤhl des Fruͤhlings und des Himmels goldnes Dach!
Auf ſeinem gruͤnen Pfuͤhl, unter dem goldnen Dach,
Wiegt’ ihn der Mond in Schlaf, kuͤßt’ ihn die Sonne wach!
Er pfluͤckte jede Bluͤt’, und braͤche jede Frucht,
Und ohn’ Erziehung wuͤchſ’ er auf, ein Bild der Zucht.
Er muͤßte frank und frei, froh wie ein Vogel werden,
Und wenn nicht fliegen, doch vor Luſt ſich ſo geberden.