Nicht darum ſoll es ſich bei deinem Willen handeln,
Ihn zu verbeſſern, Menſch, vielmehr ihn zu verwandeln;
Denn unverbeſſerlich, unheilbar ſei der Schade,
Umwandlung moͤglich nur durchs Wunderwerk der Gnade.
Allein der hoͤchſte Streit, der uͤber die Natur
Des Willens wird gefuͤhrt, ſcheint mir ein Wortſtreit nur.
Umwandeln moͤgt ihr ihn, verwandeln ganz und gar,
Zu einem andern doch nicht machen als er war.
Verwandeltet ihr mich, daß ich nicht mehr waͤr’ ich,
So haͤttet ihr, ich weiß nicht wen, geheilt, nicht mich.
Doch einen guten Kern muͤßt ihr dem Willen goͤnnen;
Denn ſchlecht im Kerne, wuͤrd’ er gut nie werden koͤnnen.
Am kahlen Suͤnderkopf muͤßt ihr ein Loͤckchen laſſen,
Daran der Finger ihn der Gnadenzucht kann faſſen.
Ein Aſchenfuͤnkchen muß doch ſeyn im Aſchenhaufen,
Sonſt blaͤſt das Feuer an kein Schnauben und kein Schnaufen.
Ein gleich Beduͤrfnis wird verſchiedentlich gefuͤhlt,
Daß etwas ſei hinweg gewaſchen und geſpuͤlt,
Ein Schmutz hinweggefegt, ein Roſt hinweggeſcheuert,
Damit im eignen Glanz der Spiegel ſei erneuert.
Daß ſich der Spiegel ſelbſt nicht klaͤren kann, iſt klar;
Daß ihm nur Gott den Dienſt gewaͤhren kann, iſt wahr.
Daß Gott ſich ſpiegle, mußt du ihm den Spiegel leihen,
Von Selbſtbeſpieglung fern und von Vorſpiegeleien.
Die Hauptſach’ aber iſt, daß rein der Spiegel ſei;
Das Uebrige, mein Sohn, iſt Spiegelfechterei.