Thu deine Schuldigkeit, und laß dir nur nicht bangen,
Du wirſt zu ſeiner Zeit dafuͤr den Lohn empfangen.
Nimm dir nicht ſelbſt den Lohn; ſonſt wird es dir mit Rechte
So gehn wie dort es gieng dem eigenmaͤcht’gen Knechte,
Der brot- und arbeitslos zum Hauſe war gekommen
Des reichen Herrn, und ward von ihm in Dienſt genommen.
„Dir geb’ ich fuͤr dies Jahr Ackergeraͤth und Samen;
Das Landgut vor der Stadt beſtell’ in meinem Namen.
Und bring im Herbſte nur mir den Ertrag davon,
So geb’ ich dir alsdann auch den verdienten Lohn.“
Da zog der Knecht aufs Land und ackert’ und beſtellte,
Und ſah die Ernte bald, die reicher Segen ſchwellte.
Und als er aus dem Halm die Koͤrner nun gebracht;
Eh er dem Herrn ſie bringt, hat er ſich ſo bedacht:
„Wer weiß, ob mir der Herr den vollen Lohn wird geben?
Zu meiner Sicherheit behalt’ ich etwas eben.
Hier am verborgnen Ort will ich ein Theil bewahren,
Bis die Geſinnung dort des Herrn ich hab’ erfahren.“
Der Koͤrner einen Theil vergraͤbt er in der Grube,
Und bringt den uͤbrigen Ertrag dem Herrn der Hube.
Der Herr iſt mit der Frucht des Jahres wohl zufrieden,
Und hat dem Knecht mehr als verdienten Lohn beſchieden.
Der Knecht hat kaum den Muth ins Antlitz ihm zu ſchaun
Daß er zum guten Herrn nicht hatte mehr Vertraun.
Er geht beſchaͤmt und will gleich das Vergrabne holen,
Doch am verborgnen Ort hat es ein Dieb geſtolen.
Und ganz betroffen tritt er vor den Herren wieder;
Der fragt: warum ſchlaͤgſt du vor mir die Augen nieder?
Er ſpricht: Wie duͤrft’ ich je zu dir ſie mehr erheben?
Du haſt mir uͤber den verdienten Lohn gegeben.
Ich aber habe mir mein Theil vorweg genommen;
Nun ich es bringen wollt’, iſt es abhanden kommen.
Der Herr ſprach: beſſer iſt’s wer ſeine Schuld bekennt;
Doch weil du ſie begiengſt, ſind wir hinfort getrennt.
Behalte deinen Lohn, und ich will dir nicht fluchen;
Doch mußt du nun dein Brot bei andern Thuͤren ſuchen.