Du biſt, und biſt auch nicht. Du biſt, weil durch dich iſt
Was iſt; und biſt nicht, weil du das, was iſt, nicht biſt.
Du biſt das Seiende, und das Nichtſeiende,
Seyngebende und von dem Seyn befreiende.
Du biſt einfaches Licht, und ſiebenfache Farben
Sind Welten, die durch dich den Schein des Seyns erwarben.
Durchs Licht erſcheinen ſie, das Licht nicht ſind die Farben,
Im Lichte ſind ſie dann, wann ſie im Scheine ſtarben.
Du biſt einfacher Ton, die ſiebenfachen Saiten
Der Weltenleier ſinds die dich mit dir entzweiten.
Du biſt der Grundton, der in ſieben Stralen traͤuft
Die Leiter nieder, und zuruͤck zum Anfang laͤuft.
Du ſelber biſt der Laut, und biſt der Lautenſchlaͤger,
Und alle Schwingungen der Seele deine Traͤger.
Du biſt des Morgens Hauch, du biſt des Abends Luft,
Du biſt des Fruͤhlings Strauch, du biſt des Herbſtes Duft.
Du biſts und biſt es nicht, du biſt wie Tag und Jahr,
Der Kreis, der in ſich kreiſt, unwandel-wandelbar.
Das Raͤthſel ſtaun’ ich an, und will es loͤſen nicht,
Weil ſich die Loͤſung in mein eignes Seyn verflicht.
Du, Wunderbarer, gabſt mir Luſt am Wunderbaren;
Mich, Ewigklarer, labſt du mit dem Daͤmmerklaren.