Die beiden Palmen, die dort alternd ſtehn beiſammen,
Sie danken nicht ihr Heil dem Grund aus dem ſie ſtammen;
Sie danken es dem Hauch des Himmels, Poeſie;
Sie ſtehn, weil einmal ſprach ein Dichter ſcheidend hie:
Ihr beiden Palmen, gebt mir euern Abſchiedsgruß,
Weil ich von allem, was mir lieb iſt, ſcheiden muß.
Nie raſtet das Geſchick, zu ſcheiden und zu trennen
Auf Erden alle, die ſich lieben und ſich kennen.
Ihr aber bleibet ungeſchieden mir, ihr beiden!
Doch wird das Ungluͤck auch einſt kommen, euch zu ſcheiden.
Der Dichter ſprachs, und gieng den ſchweren Abſchiedsgang,
Doch in den Luͤften hier blieb ſeines Liedes Klang.
Es gieng von Ohr zu Ohr das Lied, von Mund zu Munde,
Und nie droht’ Axt und Beil dem heil’gen Palmenbunde.
Da kam der Koͤnig her auf ſeinem Siegeszug,
Die Palme ſtand im Weg dem Wagen, der ihn trug.
Des Beiles Schaͤrfe war ſchon angelegt dem Fuß;
Der Fuhrmann aber ſprach des Dichters Abſchiedsgruß:
Ihr Palmen bleibet ungeſchieden mir, ihr beiden!
Doch wird das Ungluͤck auch ſchon kommen euch zu ſcheiden.
Das war der beiden Heil; der Koͤnig rief: halt ein!
Ich will das Ungluͤck, das ſie ſcheiden ſoll, nicht ſeyn.
Dem Dichterworte mag zur Ehre ſich bequemen
Mein Siegeswagen wol, den Umweg hier zu nehmen.
Ihr aber ſteht, bis euch Sturm oder Alter bricht!
Das mag das Ungluͤck ſeyn, von dem der Dichter ſpricht.