Ich kenn’ einen alten tauben Mann,
Gott mög’ ihn vom Leiden befreyen,
Der, weil er geschrienes nur hören kann,
Auch selbst nur spricht mit Schreyen.
Doch mein sinn’ger stiller Knabe
Lag im Bettchen nächst am Grabe,
Seine Stimme ward nicht heiser,
Aber täglich ward sie leiser.
Niemand achtet’ auf den Kranken,
Wo zum Tod hin andre sanken;
Und warum er leise sprach,
Niemand sah und fragte nach.
In die Ohren, wie sichs trifft,
War getreten der Krankheit Gift;
Was wir sprachen, klang ihm leise,
Und so sprach er gleicherweise.
Leise sprechend, leise leidend,
Leise spielend und sich weidend
An Bildchen, im Dunkel halb gesehn,
Ließ er die Tag’ über sich ergehn.
Endlich spricht er wieder laut,
So sind die Ohren aufgethaut;
Weil er lauter höret sprechen,
Will er sichs nun auch erfrechen.
Nun, mit Gott, du wirst gesunden,
Und aus bösen Krankheitsstunden
Bleibe leis bescheidner Sinn
Dir fürs Leben zum Gewinn.