Musen, meine Freundinnen,
Oft schon in betrübten Lagen
Brachtet ihr mir Trost ins Haus,
Nie doch wie in diesen Tagen,
Als die lieben Kinder mir
An der Seuche niederlagen,
Deren Todesfunken so
Leicht ansteckend weiter schlagen,
Freunde viel und Freundinnen
Zählt’ ich sonst mit Wohlbehagen
In der Stadt, die gegen mich
Jeder zarten Sorgfalt pflagen;
Doch für eigne Kinder jetzt
Hatten Sorge sie zu tragen,
Keiner durfte einen Schritt
In mein Haus zu setzen wagen,
Aus gerechter Furcht, das Gift
In sein eignes Haus zu tragen.
Keiner kam, um meinem Tod
Oder Leben nachzufragen,
Keiner, um aus Freundes Mund
Mir ein Trostwort anzufragen,
Und mit mir zu klagen, als
Lag mein Liebstes auf dem Schragen.
Ihr nur, meine Freundinnen,
Ließet nicht in Furcht euch jagen;
Denn ihr wisset, Himmlische,
In die Flucht die Furcht zu schlagen,
Und Ansteckung droht euch nicht;
Darum dürft ihr mit mir klagen,
Krankenwärterinnen seyn,
Und die Küchenschürze tragen.
Und solang’ ihr bei mir seid,
Wird mein Herz nicht ganz verzagen;
Und solang’ ihr tragen helft,
Trag’ ich muthig alle Plagen.
Drum vor allen Freundinnen,
Ohne eine zu verklagen,
Weil sie sterblich, hab’ ich Dank
Euch, Unsterbliche, zu sagen.