Das iſt das Wetter nicht, das, als ſie mich gebar,
Die Mutter mir verſprach, bald iſts nun funfzig Jahr,
Als einen Monatlang ſie die Geburt verſchoben,
Daß ſie erſt den April ließ ſeine Laun’ austoben:
Im warmen Schoße ward ich zaͤrtlich aufgehoben,
Bis voͤllig auf der Flur der Winterſturm verſchnoben:
Als am ſechzehnten Mai war aller Froſt vorbei,
Schiens daß ihr erſter Sohn ihr zu gebaͤren ſei.
Sie laͤchelte dabei und ſprach: Dein Leben ſei
Von Kummerfroͤſten frei ſtets ein ſechzehnter Mai.
O haͤtte ſie’s vermocht, die nun im Grabe ruht,
Mir zeigte die Natur ſtets muͤtterlichen Muth,
Die ſo ſtiefmuͤtterlich ſich leider nun erweiſet,
Daß mein Geburtstag ſich mit Winterfroſt umeiſet.
Das hat, ſo ahnungsreich, die Mutter auch geahnt,
Die mit Sprichwoͤrtern mich daran als Kind gemahnt.
Das eine war: Der Mai, der Mai iſt nichts zu gut,
Er ſchneit dem Schaͤfer wol zuweilen auf den Hut.
Das andre Sprichwort klang noch froſtiger: Im Mai,
Im Mai erfrieret oft der Vogel ſelbſt im Ei.
Und wenn ich feiern mein Geburtsfeſt muͤßt’ im Freien,
So wuͤrde auf den Hut Herr Mai dem Schaͤfer ſchneien.
Und haͤtt’ ich nicht ein Neſt ein warmes mir erkoren,
So waͤr’ im Mai im Ei der Vogel gar erfroren.