Du unbeſchriebnes Blatt, nun komm’ und ſei beſchrieben
Der Tochter meines Freunds, ich darf es nicht verſchieben.
Ein unbeſchriebnes Blatt iſt jugendlicher Sinn;
Viel Schoͤnes, Gutes drauf zu ſchreiben iſt Gewinn.
Ein fleckenloſes Blatt iſt jungfraͤuliches Herz;
Nie furche drein die Schrift von Leidenſchaft und Schmerz!
Schreib fein bedaͤchtig ſo daß nichts ſei auszuſtreichen;
Ein ausgeſtrichnes Wort iſt ein entſtellend Zeichen.
Ein Zug, der blaß erliſcht, wird leichter angefriſcht,
Ein fehlgeſchriebner wird nie gruͤndlich weggewiſcht.
Vom Meſſerchen, wie fein es kratzte, bleibt die Spur,
Und nie wirds glatt, ob man mit Bimsſtein druͤber fuhr.
Was neu darauf man ſchreibt, das wird undeutlich fließen,
Und immer drunter wird hervor das Alte ſprießen.
Begluͤckt iſt, wem ein Gott ins Buch des Lebens ſchrieb,
Was neu iſt lieb und hold, und alt bleibt hold und lieb!