Du unterſcheideſt hier Vernunft und dort Verſtand,
Und zwiſchen beiden denkſt du eine Scheidewand.
Doch ohne Anſtoß an den nur gedachten Schranken,
Her und hinuͤber gehn die ſpielenden Gedanken.
So unterſcheideſt du den Geiſt auch vom Gemuͤte,
Wie am Baſilikum vom duft’gen Blatt die Bluͤte.
So unterſcheideſt du die Seele von dem Leib,
Als ſeyen beide ſo getrennt wie Mann und Weib.
Doch wie nicht Mann und Weib getrennt ſind im Erkennen,
So kann auch Seel’ und Leib nicht die Erkenntnis trennen.
Und das nur macht dein Ich, daß ungetrennt ſie ſind,
Wie ungetrennt ſich Mann und Weib erkennt im Kind.
So unterſcheideſt du den Gott von der Natur,
Und von den beiden Dich, und Eins die drei ſind nur.
Den Vater magſt du ihn, und ſie die Mutter nennen,
O Kind, doch ungetrennt von beiden dich erkennen.
In deiner Liebe wirſt du ſie als Eins erkennen,
Mit Liebesnamen unterſcheiden und nicht trennen.
Nie laß dir dies Gefuͤhl, es ſei dein heil’ger Glauben,
Von Unterſchiedenem und Ungeſchiednem rauben.