Die Seele, die herab iſt in den Leib geſtiegen,
Hat halb, dem Vogel gleich im Baur, verlernt das Fliegen;
Nahm Schwere an und gab dem Leib des Schwunges Kraft,
Daß ſie halb leibhaft ward, der Leib halb ſeelenhaft.
Sie hat ein dunkles Haus mit ihrem Licht erhellt,
Deswegen aber ſelbſt ins Dunkle ſich geſtellt.
Sie hat dem todten Leib ſein Leben eingegeben,
Aufgebend ſelbſt um Tod ein Theil von ihrem Leben.
Die Liebe wars, die ſie zu ihm herniederzog,
Mit ihm in Staub zu gehn, die ohn’ ihn droben flog.
Sowie dem Glauben auch herab ſich hat gelaſſen
Die Gottheit menſchlich, daß ſie Menſchenherzen faſſen.
Und wie ein Weiſer aus der Weisheit hellen Sfaͤren
Herabſteigt, um die Nacht der Bloͤdheit aufzuklaͤren.
Er will ſich eines Theils der Weisheit gern begeben,
Um die Unwiſſenheit zum Wiſſen zu erheben.
In jeder Lebensſfaͤr’, in jedem Wirkungskreiſe,
Laͤßt ſich der hoͤhre Geiſt herab auf ſolche Weiſe.
Mit Demut, Dienſtbarkeit, Lieb’ und Aufopferung,
Sucht er das Niedre ſtets, und gibt ihm hoͤhern Schwung.
Mit Tugend, Kraft und That, mit Anmut, Scherz und Witz,
Wie Sonnenſchein und Thau, wie Regenſturm und Blitz;
So manichfaltig ſteigt der Himmel ſtets zur Erde,
Damit das Irdiſche des Himmels theilhaft werde;
Damit das Leben ſo ſich mit dem Tod verſoͤhne,
Und aus dem Staub erbluͤh die Luft der Welt, das Schoͤne.