Warum der Vogel Strauß ſo garviel Eier legt?
Weil er fuͤr alle ſo garwenig Sorge traͤgt.
Er legt ſie, ohn’ ein Neſt zu machen, in den Sand,
Der bruͤtet ſie fuͤr ihn im heißen Sonnenbrand.
Faſt wollen ihm es gleich die Gans und Ente thun
Am Ufer, und im Feld die Wachtel und das Huhn;
Die ihr kunſtloſes Bett baun zwiſchen Schilf und Aehren,
Und ziehn mehr Junge, dan ſie koͤnnten ſelbſt ernaͤhren.
Daher die junge Brut, von Schalen halb getrennt,
Schon ihrem Futter nach ſelbſtaͤndig ſchwimmt und rennt.
Dagegen auf dem Baum der Fink, die Schwalb’ am Haus,
Bringen mit viel mehr Muͤh viel wen’ger Kinder aus.
Warum? ſie baun ihr Neſt in kunſtgerechter Enge,
Das faſſet Eier nicht, noch minder Jung’, in Menge.
Der Finke hats aus Moos den Zweigen eingewebt,
Die Schwalbe hats der Wand mit Moͤrtel angeklebt.
Der Finke muß gar lang mit Wuͤrmchen, die er naſcht,
Gar lang die Schwalbe mit den Muͤckchen, die ſie haſcht,
Die Kleinen fuͤttern, die nicht ſchwimmen und nicht laufen,
Und koͤnnen nichts wan ſchrein nach Freſſen und nach Saufen.
Den Eltern koſtet es der kleinen Biſſen viel,
Bis ihren Jungen waͤchſt der Flaum und dann der Kiel.
Nun erſt der Liebe Bild, die gattentreue Taube,
Die weiße zahm im Haus, die blaue wild im Laube,
Zieht, wie gepaart ſie iſt, auch nur ein Kinderpaar,
Weil ihrer Zaͤrtlichkeit mehr ganz unmoͤglich war.
Denn harte Saamen, die ſie hat kein andres Toͤpfchen
Zu kochen, weicht ſie ein in ihrem eignen Kroͤpfchen,
Und wuͤrgt das Futter, das ſie nicht fuͤr ſich verſchlungen,
Hervor und machet ſatt, ſelbſt hungrig, ihre Jungen.
Sie uͤbertrifft an Lieb’ allein der Pelikan;
Wenn keine Wirklichkeit, ſo iſt es doch kein Wahn,
Vielmehr ein hohes Bild, das ewig wahr wird bleiben,
Im Herzen wohnend, wenn ſie’s aus der Welt vertreiben:
Daß er voll Zaͤrtlichkeit ſich aufreißt ſeine Bruſt,
Und traͤnket ſeine Brut mit ſeinem Blut voll Luft.
Die ew’ge Mutter iſts, die alle traͤnkt und ſpeiſet,
Die dir, o Menſch, ihr Bild im Wunderſpiegel weiſet.
Groß iſt der Unterſchied vom Strauß zum Pelikan;
Die andern bleiben wo ſie ſtehn, du ringſt hinan.