Sieh dieſe Muſchel, Kind, gewunden, glaͤnzendroth,
Und ſag’ ob Menſchenkunſt je baute ſolch ein Boot!
Als noch der Steuermann darin, der Nautil, lebte;
Wie ſicher und gewandt durchs Meer der Nachen ſchwebte!
Schiffkuttel hieß er auch, und nie hat Schiff und Kutter
Es ihm wol gleich gethan, wenn er ſchwamm aus auf Futter.
Man ſagt, es hat von ihm der Menſch gelernt das Schiffen,
Doch hat er von der Kunſt nur einen Theil begriffen,
Und braucht dazu viel mehr Gezeug, Geraͤth, Geruͤſt,
Als unſer Nautil, der ſich ſelber Alles iſt.
Wenn eben war die Flut, und es ihm duͤnkte gut
Zu ſchiffen, ruͤſtet’ er ſein Schifflein wohlgemut.
Von ſeinen Aermen, den in großer Zahl verliehnen,
Streckt’ er ein Paar empor, zu Maſten ihm zu dienen.
Und zwiſchen ihnen dehnt’ er aus nach rechter Regel
Ein Haͤutchen zart und fein, das ſchwoll im Wind als Segel.
Als Steuer iſt ins Meer ein andres Glied getaucht,
Und Ruder rechts und links, ſoviel er immer braucht.
Gliedmaßen blieben ihm frei immer noch genug,
Zu haſchen einen Raub auch im Voruͤberflug.
Wann aber naht ein Feind, wann droht ein Ungewitter,
Wovor ein Menſchenſchiff verzagt und geht in Splitter;
Dann zeigt weit ihre Macht ob aller Kunſt Natur:
Sich ſelbſt und ſein Geraͤth zieht ein der Kuttel nur.
Meerwaſſer nimmt er ein, nicht fuͤrchtend zu ertrinken;
Statt Untergang dient ihm zur Rettung das Verſinken.
Zum ewig ſtillen Grund verſinkt er ohne Grauſen,
Und wartet bis ſich legt der Oberflaͤche Brauſen.
Dann taucht er wieder auf im umgeſtuͤlpten Nachen,
Der Taucherglocke gleich, um nun die Fahrt zu machen.
So, lang geſegelt und geſteuert iſt ſein Schiff,
Und ſeine Ribben wund gerieben hat kein Riff.
Und als der Tod gebot dem Bootsmann doch ſein Boot
Zu raͤumen, blieb der Raum der leere glaͤnzend roth.
So iſt es dir, mein Kind, zum Spiel ans Land geſchwommen,
Und ſeine Farben ſind nach Jahren unverglommen.