Wenn du ein bergiges Gelaͤnde ſteigſt empor;
Als ſteigeſt du hinab, kommt dirs zuweilen vor.
Denn bis von einer Hoͤh zur andern wird geſtiegen,
Gehts uͤber Senkungen, die zwiſchen beiden liegen.
Und eh nicht, als erreicht der andre Gipfel iſt,
Erkenneſt du, daß du geſtiegen wirklich biſt.
Die Ausſicht, ſchon zuvor gewonnen, dann geſchwunden,
Hat wieder nun, und zwar erweitert, ſich gefunden.
Doch auch zur Niederung wo du dich ſchienſt zu neigen,
In Wahrheit warſt du dort begriffen ſchon im Steigen,
Nur niedrer im Bezug auf das woher du kameſt,
Hoͤher an ſich, weil du den Weg zur Hoͤhe nahmeſt.
Es iſt naturgemaͤß der Weg, o geh ihn nur!
Selbſt keinen andern iſt gegangen die Natur,
Als ſie mit Bildnertrieb und ſchoͤpferiſchem Witze
Durchs Reich der Formen klomm von Spitz’ empor zu Spitze.
Sie konnte nicht umhin, in ihrem Vorwertsſtreben
Sich hier zu ſenken, um dort wieder ſich zu heben.
Sie hatte ſich vom Gras mit windgeknicktem Halme
Emporgehoben ſchon zum ſtolzen Schaft der Palme.
Dann hat ſie ſich bequemt und ſich herabgelaſſen,
Mit Bildungen von Kraut und Strauch ſich zu befaſſen.
Sie dacht’ an Palmen nicht zuruͤck beim niedern Strauch,
Sie dachte vorwerts an der Roſe Liebeshauch.
Und als ſie hingelangt zum Goͤtterbild der Roſe,
Stieg ſie von ihm hinab, und ſchuf den Wurm im Mooſe.
Der Roſe dachte ſie beim Wuͤrmlein auch nicht mehr;
Sie dacht’, indem es lebt’, ein ganzes Lebensheer.
Ein großer Ruͤckſchritt ſchien von dort zu hier gethan,
Der groͤſte Vorſchritt war die Senkung ihrer Bahn.
Und als hinauf, hinab, die Ordnungen von Thier
Zu Thier hindurch, ſie kam zu Loͤwe, Roß und Stier;
Da ſann ſie deren Herrn und ihren zu erſchaffen,
Und ſchuf zur Menſchenvorbereitung erſt den Affen.
Das war der tiefſte Fall, den ſie zuletzt gethan,
Um ſich zum hoͤchſten Schwung zu heben himmelan.
Drum troͤſt’ ein Kuͤnſtler ſich, wenn ihm ein Bild mislingt,
Iſt er ſich nur bewußt, daß er zum Hoͤchſten ringt.