Daß im Krankenzimmer
Bei den lieben Kleinen
Sie nun sieht den Vater
Seltener erscheinen,
Gilt der klugen Mutter
Für ein gutes Zeichen:
Krankheit und Besorgniß
Ist nun im Entweichen;
Weil vom Pult nicht jeder
Augenblick ihn treibet,
Daß er nur die Feder
Eintaucht und nicht schreibet.
Mit dem Vater sieht sie,
Daß der Arzt auch gleichen
Schritt hält, und zuletzt wird
Mit dem Uebel weichen;
Weil er immer später
Kommt, und kürzer bleibet,
Weniger besorgt thut,
Und nicht mehr verschreibet,
Dafür wird durchs Fenster
Nun dem Sonnenscheine
Nicht versagt der Eintritt,
Noch der Luft, der reinen.
Und hinaus vors Fenster
Wandern Arzeneyen,
Und herein vom Speicher
Bessre Näschereien;
Statt des Queckentrankes
Und des Quittenschleimes,
Frisches Obst des Schrankes
Aufbewahrt-geheimes.
Und die Bäckchen selber,
Die noch waren bleicher
Als die Quitten, werden
Wieder apfelgleicher.
Rosen sollen ihnen
Blühn noch vor dem Maie,
Wenn das kleine Schwärmchen
Erst nur darf ins Freie.
Kirschen werden blühen,
Und sogleich auch reifen,
Und die Kirschenvögel
Werden wieder streifen
In den Kirschengarten,
Wohin sie die Steige
Noch vorm Jahr her kennen.
Daß ich’s nicht verschweige,
Was beim ersten Ausflug
Auf die Schnabelweide
Ich am meisten fürchte,
Und im voraus leide!
Dort die Frau des Gärtners,
Die kennt all die Meinen;
Sieht sie mit geschmolznem
Häufchen mich erscheinen,
Wenn sie dann wird fragen:
Wo sind die zwei Kleinen?
Was soll ich drauf sagen,
Wenn ich nicht will weinen?
Von den Knaben allen
Grade war der kleinste
Ihr ins Aug gefallen
Als der allerfeinste.
Und das Mädchen gar
War die einzig feine,
Drum schon, weil sie war
Unsre einzig Eine.