Als Knabe war mein größtes Wohlbehagen,
Ein Schwesterchen im Arm zu tragen,
Geflüchtet aus der engen Stub’ hinaus,
Im weiten Garten hinter’m Haus.
Doch hatte bald der Tod mein Wohlbehagen
Mir aus dem Arm zu Grab getragen,
Und in des Lebens Braus vergaß der Knab
Das Schwesterchen im stillen Grab.
Doch hab’ ich mit wehmüthigem Behagen,
Vom Zufall jüngst ins Dorf getragen,
Wo ich die Kinderjahre sah vergehn,
Nach ihrem Grab mich umgesehn.
Inzwischen hatt’ ich, größres Wohlbehagen,
Ein Töchterchen im Arm zu tragen,
Das, kommend still nach lauter Buben Troß,
Mein halbes Dutzend lieblich schloß.
Nun hat der finstre Störer im Behagen,
Der Tod, auch dieß davon getragen,
Und an des Herzens leergewordnem Platz
Was ist zu hoffen für Ersatz?
Soll ich noch mit Großvaterwohlbehagen
Im Arm ein Enkelinnchen tragen?
Ich fürchte, der die Beiden hat geraubt,
Daß er das Dritte nicht erlaubt.
Ich fürchte nicht, daß er mit Unbehagen
Das Enkelinnchen fort wird tragen;
Er selber wird zuvor mich führen ein
Zu Schwesterchen und Töchterlein.
Von Beiden welches werd’ ich mit Behagen
Am liebsten dort im Arme tragen?
Ich fürchte daß die Schwester und das Kind
Dort meinem Arm entwachsen sind.
Ob ich sie werd’, ob sie mich werden kennen?
Wie ich sie werd’ und sie mich nennen?
Ich denke, daß vorm großen Vater muß
Verstummen Vaterkindesgruß.
Doch wird der Schwesterbrudergruß noch gelten,
Und auch den Tausch werd’ ich nicht schelten,
Wenn, die auf Erden meine Tochter war,
Sich dort mir stellt als Schwester dar.