Ich hatte dich lieb, mein Töchterlein!
Und nun ich dich habe begraben,
Mach’ ich mir Vorwürf’, ich hätte fein
Noch lieber dich können haben.
Ich habe dich lieber, viel lieber gehabt,
Als ich dirs mochte zeigen;
Zu selten mit Liebeszeichen begabt
Hat dich mein ernstes Schweigen.
Ich habe dich lieb gehabt, so lieb,
Auch wenn ich dich streng gescholten;
Was ich von Liebe dir schuldig blieb,
Sei zwiefach dir jetzt vergolten!
Zuoft verbarg sich hinter der Zucht
Die Vaterlieb’ im Gemüthe;
Ich hatte schon im Auge die Frucht,
Anstatt mich zu freun an der Blüte.
O hätt’ ich gewußt, wie bald der Wind
Die Blüt’ entblättern sollte!
Thun hätt’ ich sollen meinem Kind,
Was alles sein Herzchen wollte.
Da solltest du, was ich wollte, thun,
Und thatst es auf meine Winke.
Du trankst das Bittre, wie reut michs nun,
Weil ich dir sagte: trinke!
Dein Mund, geschlossen von Todeskrampf,
Hat meinem Gebot sich erschlossen;
Ach! nur zu verlängern den Todeskampf,
Hat man dirs eingegossen.
Du aber hast, vom Tod umstrickt,
Noch deinem Vater geschmeichelt,
Mit brechenden Augen ihn angeblickt,
Mit sterbenden Händchen gestreichelt.
Was hat mir gesagt die streichelnde Hand,
Da schon die Rede dir fehlte?
Daß du verziehest den Unverstand,
Der dich gutmeinend quälte.
Nun bitt’ ich dir ab jedes harte Wort,
Die Worte, die dich bedräuten,
Du wirst sie haben vergessen dort
Oder weißt sie zu deuten.