Des verstorbnen Töchterchens
Bild in meinem Zimmer,
Frische Blumen aus dem Wald
Holend, schmück’ ichs immer.
Heute trat mir, als ich kam
Heim mit meinem Segen,
An der Thür mein lebendes
Töchterchen entgegen:
»Gib die Blumen, Vater, mir!
Sollt’ ich sie nicht geben?
Blumen schmücken schön den Tod,
Schöner noch das Leben.
Seh’ ich doch das Töchterchen
Selbst, das ich verloren,
Schöner nur im lebenden
Wieder mir geboren!
Nicht das Bild im Zimmer wird
Minder freundlich lachen;
Mindern Vorwurf wird mir auch
Mein Gewissen machen,
Als in wilder Jugendzeit,
Da, nach einer Todten,
Ich um eine Lebende
Warb mit solchen Boten.
Blumen streuen wollt’ ich zur
Stunde der Gespenster
Auf ein Grab, und streute sie
Vor ein Kammerfenster.