Als das Kraut ward für den Winter
Vom Krautschneider eingeschnitten,
Sahen zu die beiden Kinder,
Sitzend auf dem Fenstertrittchen;
Hatten eines um das andre
Hergelegt ein Aermchen jedes,
Sie ihr linkes, er sein rechtes,
Sie ihr linkes um den Bruder,
Er sein rechtes um die Schwester.
Aber mit den freyen Aermchen
Langten sie nach zwei Gefäßchen,
Die beim großen Faße standen,
Sie mit ihrem rechten Händchen,
Er mit seinem linken, griffen
In den Vorrath der Gefäße,
Kümmel und Wachholderbeeren,
Die dem Kraut zur Würze dienen.
Zusah ich mit Lächeln ihnen,
Wie sie unverdrossen streuten,
Kümmel streut’ er, sie Wachholder,
Eifrig wie im Krieg begriffen,
Mit dem Wettstreit zweier Händchen,
Und die Eintracht ihrer beiden
Andern hielt den Leib umschlungen.
Sollt’ ich mir die Wonne kürzen
Dieses Anblicks? Zwar ich dachte,
Wenn so streuet zu mein Pärchen
Kümmel und Wachholderbeerchen,
Werden sie das Kraut verwürzen;
Ihnen doch die Lust zu wehren,
Konnt’ ich übers Herz nicht bringen,
Weil sie gar zu zierlich streuten.
Und nun ist es eingetroffen,
Schlimmer, als es war zu hoffen,
Kümmel und Wachholderbeerchen,
Ihr, gestreut von meinem Pärchen,
Habet uns das Kraut verwürzet,
Es verkümmert und verbittert,
Daß es ungenießbar worden,
Weil die beiden, die uns freuten,
Sich seitdem zum Flug geschürzet,
Und in Trauer uns gestürzet.
Kümmel und Wachholderbeerchen!
Immer denk ich an das Pärchen,
Das euch streute, das uns freute,
Und im Kummer freut mich’s heute,
Daß ich doch, als es euch streute,
Um die Freud’ es nicht verkürzet.