Statt des Arztes stehn zwei Aerzte
Nun am Bett, und jeder schaut,
Ob des Lebens Tag sich schwärzte,
Oder Hoffnungsmorgen graut.
Doch da sind so viele Zeichen,
Die einander heben auf;
Und indessen sie vergleichen,
Geht das Schicksal seinen Lauf
Besser wäre mir gerathen,
Wenn ich hätte diese Nacht
Das Geschenk, das seinem Pathen
Der Gevatter Tod gemacht.
Zum berühmten Arzt erhoben
Ward er ohne viel Verstand,
Weil er sah am Bett, ob oben
Stand der Tod, ob unten stand.
Stand zu Häupten der Gevatter,
Und man rief den Doktor bei,
Sagt’ er ohne viel Geflatter,
Daß kein Kraut gewachsen sei.
Aber stand der Tod beim Fuße,
Gab der Doktor Arzeneyn,
Und der Tod mit leichtem Gruße
Zog davon, als müßt’ es seyn.
Doch einst stand der Tod beim Haupte,
Als des Todes Pathe sich
Einen kühnen Streich erlaubte,
Dem der Tod gezwungen wich.
Um ließ er die Bettstatt drehen,
Daß der Tod zu Füßen kam,
Und von dannen mußte gehen,
Ohne daß er’s Haupt hinnahm.
Und so hätt’ ich leicht das Bette
Meines Lieblings umgedreht,
Wenn ich die Gewißheit hätte,
Daß der Tod zu Häupten steht.
Doch er steht vielleicht zu Füßen,
Und so rückt’ ich ihn ans Haupt.
Drum werd’ ich es lassen müßen
Dem, der ihm die Macht erlaubt.
Mag der Tod hier stehn zu Füßen,
Oder mag er stehn beim Haupt;
Dem werd’ ich es lassen müßen,
Der dem Tod die Macht geraubt.